Ich bin Lea, Studentin aus Berlin und neu bei SoSue! In meinem ersten Artikel erzähle ich euch von meiner verrückten Veränderung in 2020 und was diese mit der Second Hand Shoppingszene in Berlin zu tun hat. Viva la Vintage!
Prinzipiell eignet sich ja jeder Tag des Jahres gut, um den Alltag auf Verbesserungswürdigkeit zu überprüfen und ggfls. ein paar Dinge zu verändern. Traditionell fällt dieser Prozess jedoch auf den Jahreswechsel und auch wenn ich Vorsätze eigentlich schrecklich spießig finde und vor allem die Frage danach verabscheue, kam ich den letzten Jahren nicht umhin mich zu fragen, was ich verändern kann, will und werde. Die meisten meiner Vorhaben etablierten sich langfristig: So nahm ich mir für 2017 vor auf Fleisch zu verzichten, 2018 jeden Tag kalt zu duschen, 2019 mindestens zwei Bücher pro Monat zu lesen… All diese Veränderungen überlebten bis heute. 2020 wollte ich also mal einen Vorsatz schaffen, der nur für dieses eine Jahr gilt - demnach vielleicht auch etwas herausfordernder ist als seine Vorgänger – und entschied mich, eine schon lange offene Baustelle anzugehen: Die Vereinbarkeit meiner großen Liebe zur Mode, mit dem Wunsch einen konsequent nachhaltigen Lebensstil zu führen. Nach dem ich unter Sue drei Jahre bei Closed als Auszubildende gelernt habe, weiß ich, wie Mode produziert werden muss, um nachhaltigen Standards zu entsprechen – und vor allem was sie kosten sollte, um alle beteiligten Personen in der Wertschöpfungskette ordentlich zu entlohnen. Billig kaufen möchte ich also nicht mehr, die wirklich fairen Preise sind allerdings langfristig nur schwer mit meinem Studentenbudget zu vereinen. Eine Lösung liegt somit auf der Hand: Second Hand Shopping! Als in Berlin lebende Person lässt sich das mittlerweile ja fast einfacher umsetzen als neu zu kaufen – denn das Vintageangebot ist riesig. Trotzdem ließ ich mich in der Vergangenheit hin und wieder von der Erschwinglichkeit und den hübschen Schaufenstern der billigen Moderiesen hinreißen. Um diesem Spuk ein für alle Mal ein Ende zu setzen, sollte mein neuer Vorsatz, Training und Grundlage zugleich sein und ich nahm mir vor: 2020 wird das Jahr, in dem ich kein einziges Kleidungsstück neu kaufe (Unterwäsche ausgenommen). In drei Monaten ist es geschafft, ich möchte also an dieser Stelle noch kein endgültiges Resümee ziehen, sondern euch dieses dann Ende des Jahres zum Besten geben. Um bis hierher jedoch zu überleben, habe ich jedes noch so kleine Secondhand Paradies in der Hauptstadt ausfindig gemacht und möchte die Ergebnisse meiner Recherche nun mit euch teilen. Hier kommt also mein SoSue Secondhand Shopping Guide!
1: Der Gewinner: Neu Zwei
Um zu verhindern, dass jemand diesen Guide eventuell nicht zu Ende liest und deshalb den Stern am Berliner Secondhandhimmel verpasst, muss ich direkt mit meinem Liebling starten: Neu Zwei. Der Laden ist ein schönes Altbaugeschäft auf der Weserstraße in Neukölln mit schönem Interieur und knarzenden Dielen. Hier gibt es nur sehr ausgewählte Stücke, was verhindert, dass ein Besuch zur Überforderung wird. Trotzdem wird man immer fündig! Und überhaupt ist das ganze Shoppingerlebnis rund um Neu Zwei toll und danach laden die wunderbaren Cafés ringsum zum Niederlassen ein.
2: Der Modeschatz: Sommerladen
Vintageshopping bedeutet im klassischen Sinne ja auch die lange Suche nicht zu scheuen, also bereit zu sein, sich durch riesige Klamottenberge durchzuwühlen, um die wahren Schätze zu entdecken. Wer darauf absolut keine Lust hat, ist im Sommerladen in Berlin-Mitte gut aufgehoben. Hier gibt es nur sehr ausgewählte Stücke, alle von der Ladenbesitzerin Johanna Mattner angekauft. Die ehemalige Stylistin verfügt über ein hervorragendes Netzwerk in der Mode und kommt so häufig an sehr seltene Teile. Ich ergattere hier regelmäßig Sachen aus vergangenen Lala Berlin oder Jil Sander Saisons!
3: Der gute Mix: The Good Store
Im The Good Store vereinen sich die hauseigene, sehenswerte Kollektion mit Vintageklassikern. Klamottenberge sucht man hier vergebens, der Laden gleicht eher einem ConceptStore. Das Design ist minimalistisch, vor dem großen Spiegel hat man umringt von schönen Pflanzen das Gefühl, man darf sich in diesem Laden alle Zeit der Welt nehmen. Die Besitzerin Gerda ist häufig selbst vor Ort und berät ihre Kunden*innen ehrlich. Hier geht es nicht nur um’s Verkaufen - von ihr hört man auch mal, wenn eine Jeans nicht so sitzt, wie sie soll.
4: Der Klassiker: Picknweight
Picknweight ist der Berliner Klassiker unter den Secondhandläden. Hier gibt das Gewicht der ausgesuchten Sachen Auskunft über den Preis. Mittlerweile gibt es die Vintage-Paradies auch in anderen Städten, etwa London, München oder Hamburg. Wir in Berlin haben ganze fünf Läden, aber wo auch immer man Picknweight aufsucht: Ordentlich Zeit mitbringen, die Läden sind riesig und zu den wahren Schätzen muss man sich ein wenig durchwühlen. Mein absoluter Lieblingsladen für Levis Jeans!
5: Der Romantiker: Veist Kleidergeschichten
Kleider machen ja bekanntlich Leute... und auch Geschichten! Veist Kleidergeschichten ist seit 2011 im hippen Neuköllner Schillerkiez Zuhause. Das Besondere hier? Zu fast jedem Stück wird eine Geschichte erzählt, die auf dem Etikett nachzulesen ist. Hier sollte man nicht vorbeischauen, um „einfach mal zu gucken“, da man sich wirklich immer in mindestens eins (bis zwanzig) der schönen Teile verliebt. Und natürlich in die Geschichte dahinter. Ich suche Veist regelmäßig auf, da das Sortiment etwas im Monatstakt wechselt.
6: Der Luxuriöse: Soeur
Hier kommen vor allem Haute Couture Liebhaber auf ihre Kosten. Bei Soeur finden sich auf schönen Holzmöbeln drapiert allerhand Teile von den ganz Großen: Miu Miu, Prada, Chanel – alles stammt sogar alles mindestens aus diesem Jahrzehnt. Die unglaublich freundliche Beratung und gemütliche, ruhige Atmosphäre machen den Laden für Berliner unabdingbar.
7: Der Bunte: Vintage Revival
Da ich lange im Prenzlauer Berg gelebt habe, kehrte ich eine Weile häufig bei dem dort ansässigen Shop Vintage Revival ein. Hier sind alle Teile nach Farben sortiert, was ich geliebt habe, da ich einige Farben kategorisch eher aus meinem Schrank ausschließe und man somit viel Zeit spart. Außerdem reiht sich Vintage Revival nicht in die Vielzahl der Secondhandläden ein, wo die Teile einem manchmal fast teurer als der Neupreis vorkommen. Hier lassen sich Sachen in gutem Zustand wirklich preiswert schießen!
8: Der Alleskönner: Fast Neu
Fast Neu ist ein sehr kleiner, inhabergeführter Secondhandladen, wo man mit etwas Glück wirklich jede Riege des Schranks bedienen kann: Sommer, Winter, Schnäppchen oder Schatz! Hier sind vor allem viele mittelpreisige Labels Zuhause, z.B. Cos und American Vintage.
9: Der Avantgarde-König: Das neue Schwarz
„Das neue Schwarz“ ist den heutzutage klassischen Weg quasi falsch herumgegangen: Gestartet mit einem Onlineshop, konzentrieren die Besitzer sich jetzt auf das Ladengeschäft in Berlin Mitte. Keine schlechte Entscheidung! Hier werden vor allem Liebhaber der Avantgarde-Minimalismus Bewegung der 90er Jahre fündig. Stücke von Helmut Lang, Comme-Des-Garcons, Jil Sander und vielen anderen großen Designern werden wieder zum Leben erweckt und machen „Das neue Schwarz“ zu unserem „Last but not least“ des SoSue Berlin Secondhand Guides.
Happy Shopping! Und nächste Woche führen wir euch durch den coolsten Second Hand Laden Hamburgs!
Über die Autorin:
Hi, ich bin Lea, eure neue SoSue Korrespondentin aus Berlin. Ich studiere hier Medienwissenschaften im Master und liebe die Hauptstadt dafür, dass sie alle meine Interesse vereint: Politik, Kunst und Mode! Am liebsten jogge ich Samstags durch den Tiergarten und lasse mich danach mit einem guten Buch zum Frühstück im Literaturcafe nieder. Die restliche Tagesplanung übernimmt Berlin gerne selbst für einen, man muss sich nur treiben lassen. Und das ist das herrliche hier: Alles kann, nichts muss! Ich freue mich, euch mitzunehmen. Los geht’s! Instagram: leasophiexyz