Schwarzer Humor, der glücklich macht

Interview mit dem Pechkeks Erfinder Andreas Pohl. Der Hamburger beglückt mit seinen Pechkeksen viele Partys in Deutschland. In jedem Keks steckt ein ironischer Spruch. Mittlerweile sind auch Ballons dazugekommen.

SoSUE: Andreas, wie ist die Idee zu Pechkekse entstanden?

Ach, Silvester brachten Freunde eine Packung Glückskekse mit. Zuerst denkt man, na ja nichts Besonderes und dann will man doch wissen, was drinsteht und wird neugierig. Beim Aufmachen der Kekse dachte ich mir, dass es viel cooler wäre, wenn da fieses Zeug drinnen stehen würde. Da war die Idee geboren. Der Name war dann ziemlich klar. Da ich aus der Werbung komme, hatte ich gleich eine Vision, wie die Pechkekse aussehen könnten.

SoSUE: Eine Idee haben ist das eine, wichtig ist ja am Ende die Umsetzung. Wie ging es dann weiter?

Erst mal dachte ich, dass es die Idee und den Namen schon gibt. Ich war überrascht, dass noch kein anderer auf den Gedanken gekommen ist, weil es ja eigentlich so naheliegend ist: Glück und Pech, Liebe und Hass. Das liegt doch alles relativ eng beieinander. Erst einmal habe ich angefangen zu recherchieren, was ich für die Pechkekse brauche und ob ich das auch wirklich machen will. Dann galt es einen loyalen Produzenten zu finden, der die Herstellung der Kekse übernimmt. Das war mir besonders wichtig, weil wir die Kekse auch schwarz haben wollten und weil wir gern in Deutschland produzieren wollten.

Andreas Pohl war mal erfolgreicher Werber, die Idee zu Pechkeks kam ihm, als er Glückskekse bekam. Er fand, ein frecher Spruch kommt manchmal besser an.

SoSUE: Und wer ist der Bäcker deines Vertrauens geworden?

Nach einiger Suche habe ich dann einen Produzenten in Süddeutschland gefunden. Ein Familienbetrieb mit viel Erfahrung und eigener Mühle. Die waren von meiner Idee gleich begeistert. Mittlerweile backen wir über 3 Millionen Kekse.

SoSUE: Was ist dir bei Pechkeksen wichtig?

Wir verfolgen zwei Ansätze: Erstens gute Qualität, unsere Kekse sollen lecker schmecken, daher achten wir bei der Rezeptur auf einwandfreie Zutaten, z. B. verarbeiten wir nur Fair Trade Produkte. Zweitens: Wir setzen auf gutes Design, weil das Auge bekanntlich mitisst. Unsere Produkte sind sehr alle liebevoll konzipiert. Nur, wenn beides stimmt, macht es uns auch wirklich Spaß!

SoSUE: Wie darf man sich denn euer kreatives „Sprücheklopfen“ vorstellen? Geht es bei euch zu, wie bei einer Slam Poetry Session?

Wir haben mittlerweile über 1000 Sprüche. Wenn wir mal über ein Thema nachdenken, dann fallen uns ad hoc schon mal 50 Sprüche ein. Außerdem haben wir noch kreative Texter beauftragt, damit unsere Sprüche-Datenbank langsam wächst. „Pöbeleien“ sind einfach, aber intelligente „Pöbeleien“ sind schwieriger zu kreieren. Natürlich sollte alles Humor haben und wir achten darauf, dass unsere Pechkekse Menschen nicht wirklich verletzen. Wichtig ist, wenn Kunden nur einen einzigen Keks kaufen, dann muss der Spruch einfach ein Knaller sein.

Foto: Kung Shing - Party nervt! Pechkeks-Ballons für alle Party-Bremsen

SoSUE: Gibt es schon Sprüche, die euch langweilen?

Wir haben einen guten Pool an Sprüchen, der aber wird ständig überarbeitet. Klar an manchen Sprüchen haben wir uns schon tot gelesen und die müssen dann einfach raus.

SoSUE: Deine Idee setzt sich gerade international durch. Wie hast du die Finanzierung für die auf die Beine gestellt?

Am Anfang unterstützen uns ein wenig Family und Friends. Die Idee hat viele Leute einfach begeistert, da hatte ich schnell einen Partner. Trotzdem ist so eine Keksproduktion ein unternehmerisches Risiko: Die Ware ist verderblich, man muss eine Logistik aufbauen, Händler finden und der kulturelle Kontext von Pechkeks war natürlich negativ besetzt. Wer will das schon gerne sein oder gar essen?

Wie die Glückskekse aus China, statt rot, sind Pechkekse in einer schwarzen Verpackung.

SoSUE: Was hat Dich so gereizt, diese Idee trotzdem zu verfolgen?

Natürlich ist es ein Risiko gewesen. Die Vorstellung 1 Million Pechkekse in der Garage vergammeln zu sehen, waren nicht gerade rosig. Meine Chancen standen 50 zu 50. Aber mein Glück ist, dass ich einen guten Eigenhumor habe. Hätte ich rückblickend auf meinem Sterbebett gesagt, ich habe mal Pechkekse vergammeln lassen, wäre das doch zumindest eine sehr lustige Anekdote in meiner Biografie gewesen. Auf der anderen Seite ist es eine Idee nach dem Motto: Der hat aus Scheiße Gold gemacht, weil sie einfach und so genial ist. Ich habe dann meinen Job aufgegeben und mich zu 150 Prozent um Pechkekse gekümmert. Anders wäre es auch gar nicht möglich gewesen. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, und wenn es nicht funktioniert hätte, wäre ich vielleicht heute Hartz-IV-Empfänger.

SoSUE: Trotzdem schon sehr Mutig, weil heute ja alles fröhlich und politisch korrekt sein muss.

Ja, aber das ist doch langweilig. Mit den negativen Sprüchen will man provozieren und aber auch ein wenig aufrichtig sein. Heute spricht doch niemand mehr aus, was er wirklich denkt. Ich glaube, die Political Correctness ist doch nur oberflächlich, eine anerzogene Fassade. In Wahrheit möchten Menschen doch sagen, dass sie sich auch mal keinen Bock mehr haben. Ich glaube mit diesem Wunsch – ehrlich zu sein - haben wir einen Nerv getroffen. Bisher haben wir zu 98 Prozent positives Feedback erhalten. Das motiviert uns sehr. Die Leute finden unsere Pechkekse kultig.

SoSue: Stichwort Humor. Was muss ein Pechkeksler mitbringen?

Er muss etwas Können und ein Gefühl für den Zeitgeist haben. Wir sind klein und du musst ins Team passen. Bei uns ist täglich Rock ’n Roll und wir sind sehr stark im Wachstum. Belastbarkeit ist aktuell auch keine schlechte Voraussetzung. Jeder macht alles und es gibt keinen festen Tagesablauf. Wenn man einfach eine coole Socke ist, hat man schon viel gewonnen bei uns.

Foto: Kung Shing - Pudel mit Netz dazu Pechkeks-Ballons fertig ist das Party-Outfit

SoSUE: Der Anfang ist gemacht. Wie stellst du dir deine Zukunft vor?

Schwarz! Nein jetzt mal im ernst. Am liebsten würde ich irgendwann mal zwei Jahre Pause machen und mit dem Boot durch die Karibik schippern. Geht aber nicht. Wir entwickeln jedes Jahr zehn neue Produkte und das nächste Ziel ist der internationale Markt. Wir wollen weiter erfolgreich sein und unseren Absatz verbessern. Manchmal stelle ich mir selbst die Frage: „Wie viel Wachstum ist eigentlich gesund für uns?“ Wir sind in den letzten 3 Jahren um 300 Prozent gewachsen. Das muss erst mal verdaut werden. Der Plan ist Pechkeks weiter auszubauen, da bleibt leider keine Zeit Träume zu erfüllen. Außerdem habe ich noch viele neue Ideen, die ich gerne umsetzen möchte. Die Menschen wollen im Handel mit coolen und schön designten Produkten überrascht werden. Ich denke, da geht noch was in Deutschland.

SoSUE: Pechkeks hat dir viel Glück gebracht und ist ein gutes Beispiel für Leute, die nicht so viel Glück im Leben hatten. Kann man diese „Pechkekse“ nicht irgendwie unterstützen?

Ja, das ist sogar eine ziemlich konkrete Idee. Ich würde gern demnächst einen Pechkeks Fond einrichten, sodass von jedem Keks eine bestimmte Summe in diesem Fond angelegt wird, um „Pechkekse“ zu unterstützen, damit sie eine zweite Chance bekommen. Mit schwarzem Humor zu helfen, das ist doch super!

SoSUE: Danke für das Gespräch. Jetzt noch eine letzte Frage. Was ist dein Lieblingsspruch, den du dir sogar tätowieren lassen würdest.

"Tu den anderen einen Gefallen und leg dich wieder hin!"

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Fotos: Kung Shing - Yves Saint Laurent passt super zum Pechkeks - Look.


Tagged: Pechkeks, Interview

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