Bon Voyage: Weihnachten im Elbflorenz Dresden

Coming Home for Christmas? Ja, irgendwie schon. Ich habe lange überlegt: Fahre ich im Dezember noch einmal weg? Vielleicht ins Warme? Oder in die Berge? Doch am Ende entschied ich mich für Weihnachten in der Heimat. Heißt bei mir: in Sachsen. Willkommen im Osten.


 

Von Isabel Möller

Bon Voyage in Dresden und Pilnitz

Spontane Idee: Heute gibt es keine normale Kolumne, sondern ein Weihnachtsspecial. Bon Voyage goes Christmas.

Ich liebe Weihnachten. Perfekt also, dass ich euch heute meine Heimat vorstelle. Denn jeder weiß ja, dass Sachsen das inoffizielle Weihnachtsland ist. An dieser Stelle dulde ich keine Einwände und Widerrede. Ich meine: Schon mal im Erzgebirge gewesen?!

Steigen wir also ein in Bus, Bahn oder Auto und düsen los. Die erste Station? Die Dresdner Altstadt.

 

 

Willkommen im Eblflorenz

Erst kürzlich wurde ich gefragt, wo man als “Sachsen-Neuling” zuerst hinreisen sollte. Meine Antwort: Dresden und die Sächsische Schweiz. Klassiker und Alltime-Favourite – das aber nicht umsonst.

Angekommen, lohnt sich eine kurze Pause am Elbufer. Tief die Winterluft einatmen, ausatmen und staunen: Diese herrliche Kulisse muss man erstmal auf sich wirken lassen. Der Dresdner Stadtsilhouette mit Frauen- und Hofkirche gebührt einfach ein Moment der Stille. Ich persönlich habe noch nie eine schönere Skyline gesehen (vielleicht bin ich heute aber nicht ganz so objektiv bei der Sache). Wer dagegen halten kann, soll mir bitte seine persönlichen Tipps schicken. Ich werde sie mir genauer anschauen …

Vom Elbufer geht es zu Fuß direkt in die City. Denn Dresden ist zwar eine Großstadt, dabei aber gerade noch so klein, dass man nahezu alles zu Fuß erreichen kann.

Wenn ich jetzt allerdings wirklich alle Dresdner Hotspots aufzählen müsste, würdet ihr – haha – noch bis Weihnachten sitzen (an dieser Stelle bitte einmal kräftig lachen. Merci). Also die absoluten Touri-Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchlauf. Denn ihr wisst: Kurze, knackige Listen habe ich für mich entdeckt.

 

 

 

●      Start an den Elbterrassen: Genießt von hier aus den Blick auf die historische Münzgasse und kehrt am besten für eine erste Stärkung in einem der vielen (wirklich guten) Restaurants ein.

●      Frauenkirche: UNSER Wahrzeichen. 1945 eingestürzt, blieben die Reste in der DDR als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung stehen. Nach der Friedlichen Revolution in der DDR wurde die Frauenkirche wieder aufgebaut und 2005 neu eingeweiht. Ihr seid über die Feiertage in der Stadt? Dann unbedingt das Adventskonzert vom Kreuzchor anhören.

●      Katholische Hofkirche Dresden: Hier liegt das Herz von Kurfürst August den Starken. Die Legende besagt, dass sein Herz zu schlagen anfängt, wenn eine schöne Frau daran vorbeiläuft.

●      Apropos August der Starke: schaut euch auch den Zwinger und das Grüne Gewölbe an. Letzteres ist nicht nur für seinen legendären Juwelendiebstahl bekannt.

●      Ball können nur die Österreicher? Nein, auch wir Sachsen. Legendär ist der Semperopernball, doch ein Besuch des Prachtgebäudes lohnt sich natürlich auch so. Nebenan befindet sich übrigens der Fürstenzug – auch einen Besuch wert.

●      Schönster Foto-Hotspot: Das ehemalige Fabrikgebäude der Zigarettenfabrik Yenidze. Funfact: Anfang des 20. Jahrhunderts durften im Zentrum Dresdens keine Fabrikgebäude errichtet werden, die als solche zu erkennen sind. Deshalb ließ der damalige Inhaber einen wahren Prachtbau errichten, der ins Stadtbild passte. Tipp: Vom Dach des benachbarten Parkhauses kann man grandiose Fotos machen. Ich spreche aus Erfahrung, ich habe mich im Sommer auch hochgetraut.

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Where to Stay

Meine Meinung: In der Altstadt. Denn auch wenn die Neustadt (gerade bei Einheimischen) beliebt ist und einen ganz besonderen Charme versprüht, würde ich als Tourist definitiv das historische Ambiente im Stadtkern vorziehen. Wenn man schon in einer vom Kulturerbe gekrönten Innenstadt residiert, sollte man das auch auskosten!

Meine Empfehlung: Das Hotel Indigo Dresden am Wettiner Platz. Das stilvolle Boutique-Hotel liegt inmitten der zahlreichen barocken Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Auch schön: Das Hyperion Hotel Dresden am Schloss und das Townhouse am Neumarkt.


 

Culture Club

Dresden kann nicht nur Ball und Oper, sondern auch Theater und Comedy - und zwar richtig gut! Wer eine gepflegte Unterhaltung schätzt, sollte unbedingt einmal in der Comödie Dresden im World Trade Center der Stadt vorbeischauen. Der Spielplan enthält Boulevardstücke, Roman- und Filmadaptionen, musikalische Komödien und Musicals. Immer wieder geben sich auch Comedy- und Schauspielgrößen wie Ingo Appelt oder Egon Balder die Klinke in die Hand.

Where to eat

Na? Wie gut kennt ihr mich mittlerweile? Mein Lieblingswort? Einkehren. In Dresden am liebsten im Coselpalais neben der Frauenkirche. Wer es nicht ganz so gediegen mag, geht am Grünen Gewölbe vorbei und genießt einen Cappuccino (oder Cocktail) auf der Dachterrasse des Restaurants “Felix” mit Blick auf den Zwinger.

Und glaubt mir: Es geht NOCH fotogener. Nämlich in der Pfunds-Molkerei – dem schönsten Milchladen der Welt. Seit der Jahrhundertwende hat sich hier (zumindest optisch) fast nichts verändert.

 

 

Weihnachten in Dresden

Essen kann man natürlich auch…richtig: Auf Weihnachtsmärkten! Und davon gibt es in Dresden eine Menge. Hier meine Favoriten:

Die Klassiker

●      Advent auf dem Neumarkt: Um die Frauenkirche herum lockt jedes Jahr ein historischer Weihnachtsmarkt, der an die Zeit um 1900 in Dresden erinnern soll. Alle Buden sind original so gestaltet, dass man sich in die Zeit zurückversetzt fühlt.

●      Winterzauber in der Münzgasse: Lust auf traditionelle Handwerkskunst und echt-sächsische Kulinarik? Nur ein paar Schritte neben der Frauenkirche reihen sich in der Münzgasse Händler und Gastronome aneinander.

●      Dresdner Striezelmarkt: Etwas Mainstream, für viele aber trotzdem die unangefochtene Nummer eins. Direkt auf dem Altmarkt öffnet der Strizelmarkt dieses Jahr zum 588. Mal seine Pforten. Was gibt's zu sehen? Traditionelle Erzgebirgskunst, zahlreiche kleine Geschenke und viele, viele Fressbuden mit Bratwurst, Langos, Glühwein, Glühbier, Pullnitzer Lebkuchen (unbedingt eine Tüte mitnehmen!), Christstollen und Co.

●      Dresdner Winterlichter: Ein etwas moderneres Ambiente gibt es auf der Prager Straße – der Einkaufsmeile der Stadt. Perfekt für alle, die nach dem Geschenke-Shopping eine kleine Stärkung suchen.

●      Augustusmarkt: Direkt am Goldenen Reiter beginnt auf der Neustädter Elbseite einer der beliebtesten Weihnachtsmärkte unter Einheimischen. Hier gibt es neben den üblichen Ständen auch exotische Kulinarik aus aller Welt - und sogar eine Eislaufbahn.

Die Kleinen

●      Weihnachtsmarkt am Schloss, Ecke Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden: Klein, aber fein und seeeehhhhr romantisch. Tipp: Im Innenhof des Taschenbergpalais gibt es eine Eisbahn.

●      Stallhöfisches Adventsspektakel: Mein Favorit! Im Stallhof innerhalb des Dresdner Residenzschlosses findet jedes Jahr ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt mit Gauklern, Spielleuten und einem unvergleichlichen Essensangebot statt. Mutige (und Frostbeulen) steigen in das öffentliche Badehaus mit zwei riesigen Zubern.

Für Szene-Kenner

●      Dresdner Hüttenzauber: Am Postplatz gibt es dank Curling Bahn und einer Bar Aprés Ski-Stimmung mitten in Sachsen.

●      Neustädter Gelichter: DER Weihnachtsmarkt in der Dresdner Neustadt. Markenzeichen ist der übergroße “Schwipsbogen”, eine etwas andere Interpretation des traditionellen Schwippbogens. Hier geht alles etwas lockerer und individueller zu.

●      Elbhangfest in Dresden Loschwitz: Selbst für viele Einheimische noch ein Insidertipp. Der Weihnachtsmarkt liegt etwas abseits vom Stadtzentrum, idyllisch umgeben von Fachwerk- und Umgebindehäusern. In der Nähe befindet sich das Blaue Wunder. Nach dem Glühwein lohnt sich also ein Spaziergang an der Elbe entlang.

Außerhalb: Ausflugsziele zur Weihnachtszeit

Wer einmal nach Dresden fährt, sollte Zeit mitbringen – oder nochmal wiederkommen. Denn nicht nur die Stadt selbst hat viel zu bieten. Auch außerhalb gibt es lohnenswerte Spots. Wie die drei Elbschlösser in Loschwitz. Funfact: Auf Schloss Eckberg heiratete Supermodel Nadja Auermann 2019.

Meine drei absoluten Lieblinge und Winter-Must-Visits liegen allerdings etwas weiter entfernt:

 

Schloss Pillnitz

Besonders bekannt ist Pillnitz für seine Parkanlage. November bis Januar ist das Ambiente besonders schön, denn überall wurden aufwendige Lichterwelten installiert. Ein Winterspaziergang der Extraklasse.

Schloss Moritzburg

Kennt ihr Schloss Moritzburg? Nein? Aber ihr kennt “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”. Der Märchenklassiker wurde hier gedreht. Im Schlossinneren gibt es eine ganze Ausstellung, die sich einzig und allein dem Weihnachtsfilm widmet. Toll für Kinder und solche, die es im Herzen noch immer sind.

Tipp: Unbedingt bis zum kleinen Fasanenschlösschen spazieren. Hier feierte Kurfürst August der Starke einst rauschende Feste. Bei Touristen ist das kleine Barockschloss eher weniger bekannt, weswegen es hier herrlich ruhig ist.

Schloss Wackerbarth

Ein Sektchen? Dazu sagt man hier nicht nein. Schloss Wackerbarth liegt malerisch von Weinbergen umringt. Zur Weihnachtszeit ist hier alles zauberhaft beleuchtet. Entweder man spaziert durch das Gelände oder man bucht ein Weihnachtsmenü oder eine Adventsführung durch den Ort, wo Sachsens vielleicht beste Weine und Sekte entstehen.

 

 

Packing List

Was mitnehmen? Bücher! Wie sicher bereits bemerkt, sind die Dresdner unheimlich stolz auf August den Starken. Ich persönlich finde allerdings, dass seine zahlreichen Frauen viel mehr zu bieten haben als der Kurfürst selbst. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, sollte seine Nase in die Seiten von “August der Starke und seine Mätressen” stecken. Auch gut: der historische Roman “Die türkische Mätresse” über Augusts Affäre Fatima alias Maria Aurora Spiegel.

So: Das war viel, oder? Kurzfassen steht zwar auf der Liste an Tugenden, die ich mir aneignen möchte, doch heute war das Vorhaben kaum machbar. Denn wie soll ich Kindheit, Jugend und meine noch jungen Erwachsenenjahre in eine Kolumne packen? Schwer. Also seht mir die Länge nach.

Kommt mich gern einmal in Sachsen besuchen. Ich wünsche eine gute Reise – Bon Voyage, frohe Weihnachten und bis zum nächsten Mal

Isabel


 

Isabel Sophie Möller ist Journalistin für TV, Print und Online. Genauso ungern, wie sie sich für eine Plattform für ihren kreativen Output entscheidet, lässt sie sich auf ein Thema zum Schreiben festnageln. Mode oder Beauty? VIPs oder Royals? Bücher oder Netflix? Food oder Reisen? Man kann doch an alles sein Herz und seine Gedanken verschenken. Das macht sie auch – am liebsten in ihrer Reise-Schrägstrich-Lifestyle-Kolumne “Bon Voyage”, in der sie ihre Leser monatlich mit auf eine ihrer Entdeckungstouren nimmt. Mehr von Isabel gibt es auf ihrem Instagramaccount @the_italian_bazaar 




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