Es gibt ein neues Taschen Label in unserem SoSUE Kosmos: „Naditum“. Designerin Malin Bernreuther hat nach ihrem Modedesign Studium in Antwerpen viel Erfahrung bei Luxusmarken in Paris und München sammeln können, bevor sie den Sprung in die Selbstständigkeit mit einer eigenen Taschenkollektion wagte. Mit dem Slogan #welovewoman hat Gründerin Malin Taschen für Frauen entworfen die Unabhängigkeit und Mut symbolisieren - „Naditum“ ist der altbabylonische Begriff für die Idee einer sich stärkenden, weiblichen Gemeinschaft. Das Label ist durch und durch nachhaltig und der Anspruch ist, Taschen für die Ewigkeit zu bewahren und von Genration zu Generation weiter zu reichen.
Gefertigt werden die hochwertigen Ledertaschen, wie auch SoSUE, in Produktionsstätten in Portugal. Dafür hat sich Malin drei Jahre lang intensiv mit verschiedenen Manufakturen und Lieferanten auseinandergesetzt, um ihre Kriterien: Natürliche Gerbung, Transparenz, Nachhaltigkeit und ein hohes Maß an Erfahrung in der Herstellung zu Gewährleisten. Das Leder für Malins Taschenkollektion wird 40 Tage mit pflanzlichen Gerbstoffen gefärbt. Das ist nicht nur schonend für die Umwelt, sondern garantiert auch eine Langlebigkeit des Leders. Kleine Unebenheiten, Narben und Farbunterschiede sind bei „Naditum“ sind keine Makel sondern Qualitätsmerkmale. Ich traf die Gründerin in Hamburg für ein spontanes Interview über ihre Passion für Taschen, ihre Träume und was sie inspiriert:
Liebe Malin, Was fasziniert Dich an Taschen?
Taschen schließen niemanden aus und verleihen so viel Stärke. In eine Tasche verliebt man sich ohne die Fragen zu stellen: Bin ich zu klein dafür, zu dick/ zu dünn oder etwa zu alt? Hier geht es einfach um Emotion und vielleicht auch noch Praktikabilität. Aber definitiv entscheidet sich jede Frau für eine Tasche unabhängig ihres Alters und ihrer Körperstatur. Das gefällt mir besonders gut. Zudem können Taschen so viel Stärke und Selbstbewusstsein verleihen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern als ich mir zum ersten Mal ein damals von mir lang ersehntes Taschenmodell gekauft habe. Das war einfach magisch.
Beschreibe kurz Deinen Werdegang und wie Du dazu gekommen bist, Taschen zu entwerfen?
Ich habe als Designerin und Produktmanagerin die letzten zehn Jahre hauptsächlich für Luxus- und Premiumfirmen gearbeitet. Meine ersten Erfahrungen durfte ich in Paris bei verschiedenen Unternehmen der LVMH Gruppe machen, danach war ich für deutsche Luxusunternehmen tätig, sowohl im Angestelltenverhältnis, als auch als Freiberuflerin. Daher kenne ich die Branche und die Mechanismen dahinter sehr gut.
Ursprünglich komme ich aus der Womenswear, Taschenwissen habe ich mir selbst angeeignet und natürlich auch viel gelernt von den herstellenden Manufakturen, mit denen ich bereits zusammenarbeiten durfte. Während meiner Laufbahn ist mir aufgefallen, wie wenig bei Unternehmen noch auf Nachhaltigkeit und Transparenz geachtet wird, das wollte ich ändern. Und so kam es dann zu Naditum …
Was war Dein Anspruch eine kleine Taschenkollektion zu entwerfen?
Ganz klar, oberste Priorität war es, Taschen zu kreieren, die es in der Gestaltung und Funktionalität mit gängigen Luxusmarken aufnehmen können. Dabei sollten sie aber nachhaltig und transparent gefertigt sein. Daher verwende ich pflanzlich gegerbtes Leder für meine Taschen. Die Häute stammen aus Skandinavien, gegerbt werden sie 40 Tage lang in Eichenfässern in einem Traditionsbetrieb in Italien. Und schließlich lasse ich sie in einem Familienbetrieb, der übrigens von einer Frau geführt wird, in Portugal nähen.
Wichtig war mir, dass die großen Modelle sich gut in den Alltag integrieren lassen. Dort sollen alle Sachen wie Laptop, kleine Ordner oder was man so alles jeden Tag braucht, um sich wohl zu fühlen, gut Platz finden. Aus einer gestalterischer Perspektive prahlen die Taschen nicht. Sie sind auf eine subtile Art aber sehr sexy.
Zudem wollte ich Taschen entwerfen, die stärken. Das spiegelt sich schon im Namen Naditum wider. Naditum waren altbabylonische Frauengemeinschaften, die sich gegenseitig unterstützten und in damals nur Männer vorbehaltene Berufe eindrangen. Und dann noch damit erfolgreich waren. Die ersten Businesswomen und die ersten Frauennetzwerke. Und genau das inspiriert mich.
Was muss eine tolle Tasche haben – mehr Funktion oder mehr Design?
Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich in Taschen verliebt. Also erst Design. Aber dann sollen sie trotzdem noch gut funktionieren. Das eine schließt das andere ja nicht aus, sondern soll Hand in Hand gehen. Aber erst kommt der Herzschlag.
Was oder wer inspiriert Dich für Deine Arbeit?
Starke Frauen. Ganz ohne Klischees.
Frauen, die emotional großzügig sind, sich gegenseitig unterstützen und trotzdem Kämpferinnen sind.
Meine Oma.
Beschreibe doch mal kurz den Weg vom Design bis zur Fertigung einer Tasche?
Ich fange mit Skizzen an. Obwohl ich jahrelang Erfahrung im Design habe, denke ich mir manchmal noch immer Sachen auf einem Blatt Papier aus, die nur auf dem Papier gut sind. Daher baue ich mir die Tasche immer zuerst in Karton nach und beurteile sie dann noch einmal. Und erst was in diesem Schritt noch als gut befunden wird, wird weiterverfolgt. Nun lege ich eine klassische technische Anleitung mit Bemaßung an und bespreche sie mit der Manufaktur in Portugal. Und das braucht dann ein paar Prototypen, an denen immer wieder gefeilt und geändert wird, bis ich damit zufrieden bin.
Hinter der Fertigung einer Tasche steckt aber noch viel mehr, da ich jede einzelne Zutat, die für die Entwicklung einer Tasche maßgebend ist, selber einkaufe und auswähle. Da mir Transparenz sehr wichtig ist, suche ich jeden Betrieb, der beispielsweise das Taschenfutter oder die Reißverschlüsse fertigt, selbst aus.
Wie hast Du die richtigen Produzenten dafür getroffen?
Das war ehrlicherweise ein steiniger Weg mit vielen emotionalen Auf und Abs. Ich habe meine Taschen in einer Vielzahl von Betrieben getestet, in vier verschiedene Länder und war zwischenzeitlich an einem Punkt, wo ich manchmal damit aufhören wollte. Niemand konnte diese Taschen nähen und hat den Qualitätsansprüchen genügt. Ich bin aber ein Aufstehmännchen und eine Kämpferin.
Damals war ich noch im Angestelltenverhältnis, habe Urlaub genommen und bin auf ein letztes Mal durch den Norden Portugal gereist und habe mehrere Betriebe besucht. Und wurde dann auch zum Glück fündig. Was für eine lange Reise!
Ich denke, wenn man heute Styles/Design entwickelt, darf das nicht mehr nur auf Kosten unserer Umwelt und Ressourcen passieren? Wie nachhaltig sind Deine Designs?
Das ist ein guter, wichtiger Punkt. Ich entwickle keine saisonabhängigen Kollektionen, da ich glaube, dass gängige Retailkonzepte hinterfragt werden müssen. Warum brauche ich jede Saison eine neue Tasche? Und warum müssen Designs in einem Laden nach drei Monaten in den Sale? Generell ist es ja so, dass die meisten Menschen zu viel und zu schnell konsumieren. Da hält Naditum dagegen. Die Taschen sind zeitlos und können mit ein bisschen Pflege lebenslange Begleiterinnen werden. Ich setze auf Langlebigkeit bei meinen Taschen.
Zudem lasse ich meine Lederhäute in einem sehr nachhaltigen, umweltschonenden Gerbverfahren gerben. Anstelle von Chrom wird das Leder mit Pflanzenextrakten gegerbt. Ich arbeite mit einer Vielzahl von kleinen Familienbetrieben zusammen und stelle diese auf der Naditumwebseite vor. Mir ist wichtig meiner Kundin zu zeigen, wie und wo gefertigt wird. Und eigentlich sollte das mittlerweile selbstverständlich sein.
Was sind Deine Träume für die Zukunft – wo siehst du Dich in 5 Jahren?
Das ist eine schwierige Frage, gerade in der derzeitigen Situation. Das Coronajahr hat vermutlich bei uns allen Spuren hinterlassen. Daher versuche ich keine 5-Jahres-Pläne mehr zu schmieden. Die letzten Jahre haben bei mir oft gezeigt, dass vieles anders kommt als geplant.
Was ich mir aber ganz stark für die Zukunft wünsche ist, ein noch breiteres, wohlwollendes Frauennetzwerk zu knüpfen.
Wir hoffen Dich damit unterstützen zu können – vielen Dank für das Gespräch, liebe Malin!