Ich sag "Nai" zu Athen

„Weiße Rosen aus Athen“, dieser Schlager poppte plötzlich in meinem Kopf auf, als ich einer Einladung nach Griechenland folgte. Der September ist der perfekte Reisemonat für einen Athen-Trip. Satte 12 Stunden hatte ich Zeit, eine der ältesten Städte Europas kennenzulernen. Ich weiß gar nicht, welche Erwartung ich an die Vier-Millionen-Menschen-Stadt hatte. Na ja, vielleicht so etwas wie Respekt, vor der über alles thronende Akropolis, die wie ein antiker Gruß über der Stadt herausragt. Bei dem Anblick habe ich mich in die Stadt sofort „schockverliebt“. Von der Dachterrasse des A-Hotels hat man übrigens den besten Blick auf das Monument! Im Stechschritt habe ich in vier Stunden fünf Stadtviertel durchquert. Eines schöner, als das andere und überall junge Menschen auf den Straßen.

Die Stadt lebt in ihren Cafés, Bars und Restaurants. Ich habe eine Aufbruchstimmung beobachtet und von einer Krise habe ich nicht viel zu spüren bekommen. Die Griechen besinnen sich auf ihre Ressourcen und überall entstehen kleine Shops oder Imbisse mit dem Schwerpunkt auf griechischen Produkten. Ich habe noch nie so guten Honig, wie in einem Bioladen in Lycabettos genascht. Mit diesem Geschmack und Duft von Pinienbäumen werde ich Athen auf ewig verbinden. In Monasteraki (das Klösterchen), dem zentralen Viertel rund um die Akropolis ist alles voll mit Ständen von Kunsthandwerk bis Kitsch. Fast hätte sich ein goldener Lorbeerkranz in mein Andenken-Arsenal geschlichen, aber viel Zeit zum Rumbutschern mit Shopping hatte ich nicht, schließlich gilt es Strecke zu machen, bevor es ins Restaurant Kouzina mit Schwerpunkt griechischer Nouvelle Cuisine geht.

Natürlich wollte ich noch sehen, wo die griechische Glamour lebt. Also noch schnell nach Kolonaki (das Ärschchen!), das ist das Edel-Viertel Athens mit Boutiquen, mit viel Grünzeug zwischen den Prachtvillen und hohen Mauern mit dezenten Alarmanlagen. Nicht weit ist Lycabettos, hier hatte ich den besten Blick auf den Hafen Piräus und das Freilichttheater. Hier ist alles so blumig, niedlich und aufgeräumt, dass sich das Bild deutscher Schrebergärten sich vor meinen Augen aufdrängt. Aber auch der Vergleich zu Capri könnte passen und ist vielleicht ein wenig romantischer als eine norddeutsche Parzelle. Die Menschen auf der Straße könnten Statisten in einem Ben Hur Films sein: Sie sind nicht hip oder besonders modisch. Keiner trägt schulterfreie Carmenblusen oder Gucci und Co. Ganz individuell, meist sleek, schwarz und non konform ist der Look. Jeans und T-Shirt in den meisten Fällen. Die Stimmung ist südländisch, ausgelassen laut und sexy aufgeheizt.

So fröhlich und flirrig ist es bei uns höchstens auf dem Hamburger Dom an einem Familientag im Hochsommer! In Heteroclitero (die Übersetzung kann sich jeder denken) gibt es im Hinterhof die tollste Bar Athens: Das Taf, hier steht man an der Theke, bekommt anstelle von Ouzo auch Jägermeister und schaut dabei noch in den Sternenhimmel. Nai, nai, nai höre ich wohl tausendmal in dieser Nacht. Nai heißt Ja auf Griechisch und spiegelt die positive Energie und Spirit der Athener wieder. Neben der Restaurantmeile ist das Thisseion ein Freilichtmuseum. Während ich an meinem Griechischen Schafskäsesalat knabbere, überkommt mich die Vorstellung, dass eine Mutter hier im achten Jahrhundert nach Christus in den Ruinen mit ihrer Familie das Essen zubereitet hat, irgendwie hat es etwas Beruhigendes für mich.

Anders als beispielsweise in Florenz, wo die Luft schwer und die Stimmung morbide ist, hat Athen etwas sehr leichtes und Modernes, die antiken Wahrzeichen der Stadt sind nicht eine erdrückende Mahnung, sondern sie sind einfach nur schön und integrieren sich ganz von selbstverständlich in die Kultur und Stimmung der Stadt. Auch immobilienmäßig liegt Athen noch im Dornröschenschlaf, aber viele Amerikaner kaufen alte Paläste und modernisieren sie. Für sie ist Athen das neue Prag oder Paris. Aber die südlichste Stadt Europas muss niemandem mehr etwas beweisen, für mich ist sie eine unentdeckte Perle, was Lebenskultur und Fun angeht. Auf nach Athen! Ich habe eh noch nicht meine Eule gefunden. Dafür waren 12 Stunden einfach viel zu kurz. Ich komme wieder und sage „Nai“ zu dieser Stadt.


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