Ich habe eine Farm in Afrika - Teil 2

Ich habe keine Farm in Afrika, aber ich habe einen Traum: Seitdem ich Kinder habe, einmal mit ihnen in die Weiten Kenias zu fahren und ihnen ursprüngliches Leben zu zeigen. Tiere in freier Natur und den Kreislauf des Lebens „und im ewigen Kreis dreht sich unser Leben. Dem Gesetzt der Natur sind wir geweiht. Wir sind Teil dieses Universums und das Leben ein ewiger Kreis.“


Teil 2

Am nächsten Morgen geht’s los. Wir fahren zu einem kleinen Flugplatz wo kleine Propeller-Maschinen Safari-Reisende wie in Taxi-Droschken ein- und ausladen. Wir marschieren übers Rollfeld, winken aus der Luft noch einmal den Rothschild Giraffen hinterher und bestaunen die schnellen Veränderungen der Landschaften: Aus grünen Grass-Parzellen werden grüne Berghänge; dann wird die Landschaft schon rot-bräunlich und aus sanften Hügeln werden amtliche Berge. Wir landen auf einem staubigen Rollfeld „in the middle of nowhere“ und ich fühle mich, wie in dem Wim Wenders Movie „Paris-Texas“. Wir werden von unserem Guide Le Meura abgeholt und ins Saruni Resort gebracht. Saruni heißt Sanctuary (ein Zufluchtsort für überarbeitet Europäer auf der Suche nach Wildlife und Abenteuer). Die Lodge thront in einem privaten Conservatory im Kalama – Gebiet.

Es gibt 4 Lodges dieser Art in Kenia und sie gehören einem italienischen Paar der Kategorie deluxe ökologisch. Ehemalige Krieger der Samburu (eigentlich ein Volk der Nomaden) sorgen für Bewirtung und Führung durch das trocken, felsig-raue Gebiet. Nicht einen Schritt dürfen wir künftig alleine machen. Unser Guide hat seine Augen überall und wir werden ihm die nächsten Tage unser Leben anvertrauen. Was mir sofort gefällt und auffällt: Die Saruni Lodge und Samburo sind plastikfrei. Nur auf den Dächern der Dorfbewohner finden sich einige Plastik-Hauben gegen den Regen. Ansonsten dürfen wir eine plastikfreie Natur auf unseren „Game-Drives“ (Pirschfahrten) genießen. Die starten hier schon sehr früh morgens. Um 5.30 Uhr werden wir mit heißem Kaffee und Kakao geweckt, um dann die nächsten Stunden auf einer Fahrt hinein in die wilde Natur zu verbringen. Unser beigefarben getarnter Saruni Lodge - Jeep wird in den nächsten Tagen mein zu Hause sein.

Wir fahren durch Schlamm- und Schlaglöcher, auf der Suche nach Zebras, Giraffen, Löwen und Elefanten. Seltenen Vogelarten und gefährlichen Nilpferden und Krokodilen, Schlangen (hier gibt es alle giftigen Sorten) und tödlichen Kriechtieren. Auf unserer allerersten Pirschfahrt sehen wir einen Papageienvogel, eine aufgebrachte Elefanten-Herde und einen bunten Vogel Strauß mit drei blass-grauen Weibchen. Beim Anblick dieser XXL-Vögel fühle ich mich wie im Film „Jurassic Park“: Überhaupt ein guter Vergleich, in dieser fantastisch – unwirklichen Landschaft wo plötzlich aus dem Nichts heraus eine Netz-Giraffen-Familie unseren Weg kreuzt oder eine Geparden-Mutter ihre Babys in einem Busch versteckt, weil sie auf die Jagd gehen muss. Da kommt plötzlich ein Nilpferd mit 30 Stundenkilometern aus dem Dickicht gelaufen auf dem Weg zum Fluss und hinter dem nächsten Busch – wird ein Elefanten-Baby geboren. Jede Fahrt, jeder Tag in dieser wilden Natur ist eine Offenbarung für uns – eine andere Welt.

In der Lodge können wir Zwischendurch entspannen und das Erlebte verarbeiten und nacharbeiten - gerade die Kinder brauchen die Zeit sich einfach mal auszutoben. Das geht hier wunderbar an einem Pool mit Blick über das Tal. Die Lodge liegt auf einem Plateau im Zentrum Kenias mit einem Blick bis hin zum Kilimandscharo. Auch ich sitze hier am liebsten auf der Mauer, halte meine Nase in den Wind und lasse meinen Blick über die Samburu schweifen. Diese Stille, denke ich dann und wann ich je so einen unverstellten Blick ohne jegliche Zivilisation hatte? Plötzlich kommen mir ganz biblische Gedanken und archaische Gefühle: So könnte die Wiege der Menschheit ausgesehen haben oder zumindest der Berg, auf dem die Arche Noah stand. Ein und Ausatmen und diesen Ausblick mit allen Sinnen aufsaugen und in meiner Gedankenwelt verankern, denke ich.

Am Nachmittag geht es schon wieder weiter. Wir haben eine Verabredung mit einer Löwenfamilie, die ihre Babys das erste Mal ausführt. Natürlich streng bewacht vom „König der Löwen“. Hätte ich meinen Arm aus dem Jeep gestreckt, hätte ich in sein warmes, goldenes Fell fassen können – so nah standen wir plötzlich Mittendrin. Unser Guide erklärt mir, dass uns die Tiere weder riechen noch sehen können. Die Jeeps bilden keine Gefahr für sie – der Mensch allerdings schon! Wir sind noch ganz benommen von dem Erlebnis, da geht es auch schon weiter zu den Onyx Antilopen und unten Uaso Nyiro-Fluss warten die Nilpferde und Krokodile auf uns. An einer sicheren Stelle machen wir ein Picknick. Die Kinder wollen toben und die Gegend erkunden – sie haben Affen und kleine Baby-Elefanten erspäht. Aber die Samburo ist kein Streichelzoo und selbst zum Pinkeln dürfen wir nur unter liebevoller Bewachung hinter einen Busch verschwinden. Dann lieber gemütlich in der Nähe des Jeeps an einem Klapptisch sitzen, Kekse knabbern und voller Demut, Dankbarkeit und Respekt in diese andere Wirklichkeit einzutauchen und Zaungast sein.

Am Abend sitzen wir gemeinsam mit anderen Reisenden an einen langen Tisch und unsere Erlebnisse werden wie Trophäen ausgetauscht. Da ist ein englisches Paar, das zusammen 120 Jahre feiert und sich die Reise zum 30-jährigen Eheversprechen geschenkt hat und auf der Suche nach seltenen Vogelarten ist. Jeden Tag streicht Julie in ihrer Bucket-Vogel-Liste „gefundene“ Exemplare ab und ein junges Honeymooner-Paar aus Queens, NYC ist auf der Suche nach den Big Five, hier auf der Suche nach einem Leopard - der fehlt noch in ihrer „Erlebnis“-Sammlung. Wir sind noch Novizen in dieser Karawane von Safari-Touristen. Die meisten bleiben, wie wir nur ein paar Tage, um dann die Masai Mara, Lamu oder Zansibar weiterzuziehen. Andere kommen aus Uganda und berichten von den seltenen Gorillas oder aus Tansania und der tierreichen Serengeti.

Die Kinder hören nur Leopard und nun gilt es wenigstens eines dieser seltenen Katzen zu spotten.  Von nun an, ist das ihr Tagesziel – ich versuche sie für die Schönheiten der Natur zu begeistern, den für Kenia so typischen roten Sand und diese atemberaubende Stimmung bei Tagesanbruch und bei Dämmerung. Mein Mantra ist: Keine Erwartung – einfach nur stiller Beobachter. Es hilft nichts, immer wieder bohren sie Le Meura wann denn endlich ein Leopard vom Baum springt, dabei finde ich die sanften Augen der Giraffen, die lustige Borstenmähne der Zebras und die unwillkürliche Komik der Wildschweine viel interessanter. Es ist wie bei Instagram: Die Mehrheit will immer nur den Glamour der Katze! Dabei durften wir heute bei einer Geburt eines Elefantenbabys dabei sein – ich glaube, ich habe nie etwas Schöneres gesehen. Auch die Kinder sind beseelt, glücklich und wie jeden Abend todmüde fallen wir sehr früh ins Bett.


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