Sonne, Strand, Sommer-Feeling & Kunst in Miami

Miami Beach – dieser Name zaubert sofort ein Grinsen ins Gesicht. Die Stadt ist das Traumziel im Winter besonders mit seinen einmaligen Art-Déco-Hotels, die wie eine Perlenkette aufgereiht am blau leuchtenden Ozean und weißen Sandstrand liegen. Zwischen den ikonischen Bademeisterhäuschen auf gepflegten Liegen am Strand zu chillen und Vitamin D zu tanken ist jedoch nicht Alles. Hochkarätige Kunst lockt ebenfalls nach Miami. Gerade erst hat die Art Basel zum 18. Mal mit Stars und Sammlern, die aus aller Welt anreisten, der Stadt zusätzlichen Glanz verliehen. Alle wichtigen Museen und Sammlungen haben pünktlich zur Art Basel Miami Beach ihre neuesten Ausstellungen eröffnet. Es lohnt also sehr, jetzt nach Miami zu reisen. Hier die sechs wichtigsten Kunstorte – versprochen, am Ende bleibt genügend Zeit für perfekte Strandtage und Auszeiten beim Dinner.

1. Rubell Museum – der Hotspot
Auf nach Allapattha! Nie gehört? Das ist Miamis neuester soon-to-be-spot. Die wichtigsten Sammler Amerikas, Mera und Don Rubell, haben in dem von Industriegebäuden geprägten Stadtteil ihr neues Museum eröffnet. Und das Rubell ist nicht irgendein Museum, es ist eines der größten Privatmuseen Amerikas und ein Must-do. Die deutsche Stararchitektin Annabelle Selldorf, die in New York lebt und arbeitet, hat die ehemaligen Lagerhalle für Reis umgebaut.

Hier stimmt das Attribut atemberaubend mal wirklich: Der gesamte Komplex ist ebenerdig und so scheint es, als ob, das sich über 40 Räume erstreckende, Gebäude nicht aufhört. Die Namen der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler liest sich wie die A-Liste der zeitgenössischen Kunst. Die Rubells sammeln seit über 50 Jahren, haben immer den richtigen Riecher gehabt und Künstlerinnen und Künstler noch als Unbekannte gefördert. Der ehemaligen Lehrerin und dem Mediziner gehören inzwischen über 7200 Werke. Zum Auftakt werden im Rubell Museum 300 Bilder, Installationen, Videoarbeiten, Skulpturen von 100 internationalen Künstlern gezeigt. Darunter gleich zwei verspiegelte Infinity-Räume von Yayoi Kusama – ein arty Instagram-Moment ist also garantiert.

Infinitiy Mirrored Room - Let’s Survive forever, 2017

2. Margulies Collection – alles ist groß
Eine feste Kunstadresse ist seit 20 Jahren die Margulies Collection at the Warehouse in Wynwood, dem Stadtteil, der für seine Streetart bekannt ist. 1999 hatte der Immobilien-Tycoon Martin Margulies die Vision, dass seine Sammlung für jedermann zugänglich sein soll und ein altes Warenlager für diese Idee umgestalten lassen. Gefeiert wird das Jubiläum nun mit der großartigen Ausstellung Can it really be 20 years already? In den großzügigen Räumen werden Altmeister der zeitgenössischen Kunst wie Willem de Kooning oder Michelangelo Pistoletto jüngeren Stars der Szene wie Nathalie Djurberg oder Olafur Eliasson gegenübergestellt.

Think big scheint das Margulies-Motto zu sein, eine riesige Installation löst die nächste noch größere ab. Besonders fasziniert hat mich Anselm Kiefer mit seiner raumgreifenden Installation Erdzeitalter, in der aufeinander geschichtete Leinwände poetisch von Vergänglichkeit erzählen. Wird irgendwann alles einfach verschwinden? Das kann man sich in diesem Museum mit imposantester Kunst so gar nicht vorstellen – bitte nicht verpassen!

Margulies Collection - Anselm Kiefer Erdzeitalter

3. Perez Art Museum Miami in Bestlage
Allein die Lage des PAMM, wie es abgekürzt genannt wird, in Downtown Miami direkt am Wasser ist spektakulär. 2013 haben die Schweizer Herzog & de Meuron das Museum gebaut, das Architektenduo hat auch die Hamburger Elbphilharmonie verantwortet. Das PAMM wirkt leichtfüßig, ist auf Pfählen gebaut, auch um drohendem Hochwasser zu trotzen. Über allem schwebt ein riesiges Vordach, darunter hängende Gärten, deren Pflanzen natürliche Säulen bilden. Das Dach spendet Schatten im tropischen Florida und die Begrünung sorgt für natürliche Kühlung. Der Skulpturengarten macht Lust einfach mitten in der Kunst im Freien und am Wasser sitzen zu bleiben, um das Treiben am gegenüberliegenden Hafenquai zu beobachten.

Im Innern gibt es wechselnde Ausstellungen in denen man Künstlerinnen, wie die aus Miami stammende Teresita Fernández, entdecken kann. Die 51jährige mischt mit ihren Installationen und Collagen aus wertvollen Mineralien, Kristall oder Kohle politische Themen wie Migration, Privilegien und Grenzen spannend auf.

Teresita Fernández & die Autorin in Carmenbluse

4. El Espacio 23 – brandneu!
Allapattah zum Zweiten: Immobilienentwickler Jorge M. Pérez, genau, der Namensgeber für das PAMM, ist den Rubells gefolgt und hat in dem runtergekommen Stadtteil ebenfalls eine Lagerhalle zum Museum für seine Privatsammlung gemacht. El Espacio 23 öffnete zur Art Basel Miami Beach erstmals seine Türen. Und, wen wundert es, auch hier ist alles von höchster Qualität: Ai Weiwei, der chinesische Künstler, ist mit einer Selbstporträt-Serie aus Lego vertreten, der Südafrikaner William Kentridge mit sehr feinen Videoarbeiten. Der etwas sperrige Ausstellungstitel Time for change: Art and Social Unrest in the Jorge M. Perez Collection sollte auf gar keinem Fall vor einem Besuch im El Espacio 23 abschrecken.

Pause vor Jonathas de Andrade

5. The Bass – eine Museums-Ikone
Es ist ein eher kleines Museum, einen Steinwurf vom Strand auf Höhe des W Hotels gelegen und seit 1964 die Museums-Ikone der Stadt. Ursprünglich war es in den 30er Jahren die öffentliche Bibliothek. 2017 wurde das Art-Déco-Gebäude total renoviert und derzeit sind gleich drei angesagte zeitgenössische Künstlerinnen zu Gast.

Mickalene Thomas hat mit Better Nights ein begehbares Appartement geschaffen, dass den Besucher in ihre glamouröse Kindheit an der Seite ihrer Mutter, eines Fotomodells, in die 70ies beamt. Die südkoreanische Künstlerin Haegue Yang lässt in der Schau In the Cone of Uncertainty unter anderem ein boxendes Ballett durch die Räume wirbeln. Und Lara Favaretto, die auf der Venedig Biennale eben noch den Hauptpavillon der Giardini in Nebelschwaden tauchte, zeigt in Blind Spot neben Malerei eine interaktive Installation, die einer Waschanlage ähnelt. Neugierig? The Bass ist eine willkommene Unterbrechung vom Tag am Strand.

Museum The Bass von außen

6. Design District – einfach schön
Architektur trifft Kunst trifft Shopping trifft Restaurants. Am schönen, fast zu perfekt wirkenden Design District kommt keiner vorbei. Jeder, der in der Mode- oder Luxusbranche eine Namen hat, ist hier zu finden: Tiffany, Bulgari, Prada, Hermès, Louis Vuitton und, und, und. Sämtliche Shops und Gebäude sind von bekannten Architekten gestaltet und dazu gesellen sich jede Menge hippe Plätze zum Essen und Trinken.

Hermès Store

Zudem gibt in dem Stadtteil, an dem seit 20 Jahren gewerkelt wird, gleich zwei Top-Museen. Das Institute of Contemporary Art hat erst 2017 eröffnet. Hier ist derzeit der amerikanische Superstar Sterling Ruby zu sehen. Eine 50 Werke umfassende Retrospektive der vergangenen zwei Dekaden mit psychedelisch verwirbelten Skulpturen, poppiger Malerei und überdimensionierter Keramik.

Gleich nebenan ist die de la Cruz Collection zu finden. In dem privaten Museum zeigen Rosa und Carlos de la Cruz ihre zeitgenössische Kunstsammlung. Kunst von Konzeptkünstlern wie Felix Gonzales Torres oder Glenn Ligon oder deutschen Stars wie Cosima von Bonin oder Martin Kippenberger. Eine Sammlung, die Spaß macht, unbequem ist, Fragen stellt und zum genauen Hinschauen animiert.

De La Cruz Collection: Torres & Ligon

Das richtig echte Miami-Feeling
Der zweite Blick lohnt in Miami besonders. Was für eine Stadt, die sich in ihrem Erscheinungsbild von einem Block zum nächsten abrupt ändert. Gerade noch ist alles chic und hochpoliert, so wie im Design District und plötzlich stehe ich, auf dem Weg nach Downtown, Wynwood oder Allapattah, in der typischen Miami Hood mit kleinen Flachdach-Häuschen und ihren winzigen Gärtchen. Zum Teil ziemlich heruntergekommen und nachts sind diese Ecken eher zu vermeiden. Überall in Miami wie Miami Beach wird der Körperkult gefeiert. Wer hier an Fitnesswahn denkt, der liegt auch richtig. In dieser Stadt wird der Körper vor allem mit einem alles betonenden Outfit zelebriert. Und zwar mit jeder Figur! Die goldene Hose wird mit breiten Hüften erst recht angezogen und die Beine im ultrakurzen Mini sind nicht immer ansehnlich und schlank. Das alles kümmert hier keinen – Südamerika und Cuba sind prägend. Es riecht immer wieder mal nach Hasch; morgens, mittags, abends ziehen die Rauchwölkchen an einem vorbei. In diesem Teil des Sunshine State Florida ist scheinbar alles mit einer pastelligen Leichtigkeit des Seins überzuckert.

Ugo Rondinone Skulptur

Und die Art Basel Miami Beach?
Die Art Basel Miami Beach fühlt sich wie ein einziges Performance-Stück an: Stars wie Kate Moss oder David Beckham reisen an, Influencer wie Kim Kardashian mischen sich mit der Kunstszene und Lenny Kravitz lädt zum Tanzen ein. Zum 18. Mal gab es Parties ohne Ende mit langen Schlangen davor. Dior hat im abgerockten Lagerhaus gegenüber des Rubell Museums, noch vor dessen offizieller Eröffnung, die kommende Männermoden-Kollektion gefeiert. Im aufwendig renovierten Convention Center präsentierten auf der Art Basel Miami Beach über 260 internationale Galerien ihre Künstlerinnen und Künstler. Direkt am Strand lockte mit einem lässigen Zelt die sehenswerte untitled und die Nada lud sehr gelungen in die Ice Palace Film Studios.  Auf diesen beiden Satellitenmessen konnte man in sehr entspannter Atmosphäre Kunst entdecken. Herrlich, und wer im Dezember 2020 zur Art Basel Miami Beach reist, sollte diese zwei Messeorte in seinen Terminkalender eintragen.

Kunstfreunde auf Tour vor Elmgreen & Dragset Pool

Wo essen und schlafen?
Miami ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Einwanderstadt. Das wird besonders beim Essen deutlich. Vielfalt ist hier alles. Das klassisch, amerikanische Steakhouse mit dem Wahnsinnsblick vom South Point Miami Beach auf die Skyline Miamis hatten wir im  Smith & Wollenskys – auch Vegetarier werden hier glücklich.

Italienisch gesucht? Dann am besten ins immer angesagte Cecconis im Soho House Miami Beach oder ins reduziert eingerichtete Doma -Food & Wine in Miami Wynwood. Köstlich!

In kubanisch angehauchtem Ambiente haben wir im Sireneuse gegessen – teuer, aber sehr gut! Ein Tipp für bestes Seafood ist das Sea Spice.

Im Design District ist Essen im St. Roch Market deutlich günstiger, aber mit Style. In der Markthalleähnlichen location holt sich jeder, was er mag: Bowls, japanische, peruanische, italienische oder israelische Küche. Alles isst sich gut. Für Burger & Co. waren wir spätnachmittags, erschöpft von viel Kunst, sehr glücklich im Michael‘s Genuine Food & Drink – auch hier gibt es Essen, um Vegetarier satt zu machen.

Wer im Shoppingrausch nur auf einen Kaffee Lust hat, der wird im OTL, gegenüber vom gelb gestrichenen Fendistore, bestens versorgt. Wem nach Dachterrasse ist, dem empfehle ich das Rooftop Café der Dior-Boutique, hier sitzt man zwischen großen Toile de Jouy-Tieren.

Sireneuse Bar

Und wo übernachten? Es gibt eine endlose Liste mit angesagten Hotels in Miami Beach, zum Beispiel das W South Beach, Delano South Beach oder Setai Miami...Wir hatten ein kleines Appartement in Miami gemietet, was abends auch mal ganz gemütlich war. Einfach im world wide web die Suche mit den eigenen Vorlieben starten. Viel Spaß in der Kunst und am Strand!


Über den Autor:
Juliane Rohr ist Journalistin, lebt und arbeitet in Berlin. Sie schreibt mit Leidenschaft über Kunst und Menschen in der Kunst. Monatlich bespricht sie im Blog von kochen, kunst und ketchup Ausstellungen und unter jr.artynotes kann man ihren neuesten Kunst-Tipps auf Instagram folgen.


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