"Ohne Frauen bekommen wir den digitalen Wandel nicht hin!"

 

Foto: @Mercedes-Benz AG 

Auch dieses Jahr will das Magazin Emotion „Frauen in der Digitalisierung“ gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Mercedes-Benz beim EMOTION.award sichtbar machen. Emotion hat mit Sabine Scheunert, Vice President Digital & IT Marketing/ Sales bei Mercedes Benz Cars, darüber gesprochen, wieso Digitalisierung ein Schlüssel zur Zukunft ist. Vielen Dank, dass uns Emotion dieses Interview zur Verfügung gestellt hat.

 

Interview Miriam Böndel

Bis 2026 will Mercedes-Benz über 60 Milliarden Euro in Digitalisierung und elektrifiziertes Fahren investieren. Ein Gespräch darüber, wie das Unternehmen die digitale Revolution vorantreibt und welche Rolle Frauen dabei spielen.

EMOTION: Frau Scheunert, welche Rolle spielen Frauen in der digitalen Revolution?

Sabine Scheunert: Als Gesellschaft werden wir den digitalen Wandel ohne Frauen schlicht nicht hinbekommen. Der Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich wächst stetig und vor allem für Frauen gibt es hier ein großes Potenzial und Gestaltungsspielraum. Allein in Deutschland sind aktuell über 270 000 Stellen im MINT-Bereich offen (Quelle: MINT-Herbstreport 2021 vom Institut der deutschen Wirtschaft). Hinzu kommt, dass Jobprofile sich durch die Digitalisierung verändern. Beispielsweise wird körperlich schwere Arbeit immer weiter reduziert und so auch für Frauen interessanter.

 

„Diversität ist ein entscheidender Faktor für Kreativität und ein Schlüssel dafür, dass Innovationen entstehen können“

 

In der Digitalbranche liegt der Frauenanteil bisher nur bei 16 Prozent. Was hindert Frauen, dort durchzustarten?

Hoffentlich schon sehr bald gar nichts mehr. Genau dort müssen wir nämlich hin und wir sind auch auf einem guten Weg. Historisch bedingt sind technologieorientierte Fächer auch heute meist noch stark männlich konnotiert. Das führt dazu, dass deutlich mehr Männer ein Studium im Bereich IT & Tech absolvieren. Ein Grund könnte sein, dass es an Vorbildern mangelt. Oder man die weiblichen Vorbilder schlichtweg nicht kennt. Ein Ansatz ist, möglichst früh in der Bildung anzusetzen und diese Genderstereotype endlich aufzubrechen, damit auch junge Mädchen Freude haben, dieses Feld zu erobern. Und die Chancen sehen. Weltweit sieht es hier durchaus anders aus als bei uns – beispielsweise in China, Indien oder Israel. Ich bin jedoch guter Dinge, dass sich auch in Deutschland die Sichtweisen bald erweitern und verändern.

Warum sind weibliche Perspektiven auch essentiell?

Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, dass Diversität ein entscheidender Faktor für Kreativität ist und ein Schlüssel dafür, dass Innovationen entstehen können. Durch unterschiedliche Sichtweisen, und dazu gehört insbesondere auch die weibliche Perspektive, wird das kreative Denken gefördert, und es werden nachweislich bessere Lösungen entwickelt. Zusätzlich möchte ich betonen, dass Frauen einen großen Teil unserer Kundschaft darstellen und daher die weibliche Perspektive gerade in der Entwicklung von neuen digitalen Produkten so wichtig ist.

Da passt es ja, dass Mercedes-Benz beim EMOTION.award in diesem Jahr die Kategorie „Frauen in Digitalisierung“ repräsentiert.

Wir wollen den Bereich stärken. Wenn wir die gewaltigen Digitalisierungsaufgaben erfolgreich bewältigen und die Chancen nutzen wollen, können wir auf Entwicklerinnen und Digitalexpertinnen nicht verzichten – und das über alle Altersgruppen hinweg. Auf meinem beruflichen Weg sind mir so viele kluge, talentierte Frauen begegnet, die Pionierinnen auf ihrem Gebiet waren. Was sie alle verbunden hat, war eine gewisse Risikobereitschaft. Genau diese Frauen brauchen wir für die Digitalisierung.

Was tut Mercedes-Benz, um Frauen für diesen Bereich zu begeistern?

Speziell in meinem Bereich unterstützen wir Initiativen wie die „Hacker School“: Wir bieten kostenlose Programmierkurse für Schulklassen an, um den Enthusiasmus für IT-Berufe an die jüngeren Generationen früh weiterzugeben. Die Kinder, speziell auch junge Mädchen, bekommen dadurch die Möglichkeit, sich in dem Bereich auszuprobieren und die IT und angrenzende Bereiche für sich zu entdecken. Und wir leben vor. Wir hören zu. Wir werben um weibliche Talente für die Digitalisierung. Weil wir fest davon überzeugt sind, dass es sich lohnt. Bei Mercedes gibt es noch viele weitere Initiativen. Denn wir haben uns 30 Prozent Frauen in Führungspositionen bis 2030 zum Ziel gesetzt – und bereits jetzt haben wir 37,%% Frauen im Vorstand.

 

„Wir brauchen einen Kulturwandel. Wir brauchen bessere Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“

 

Was braucht es noch, damit die Digitalisierung weiblicher wird?

Neben der Bildung brauchen wir gesellschaftlich eine Veränderung. Wir sollten Frauen auf ihrem Karriereweg offen und flexibel unterstützen und sollten andere Strukturen – und auch eine andere Kultur – für Karrierewege schaffen.

Was meinen Sie mit andere Kultur?

Wir brauchen einen Kulturwandel. Wir brauchen bessere Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf; etwa flexible Arbeitszeiten oder Job-Tandems auch in Führungspositionen. Dieses Angebot gilt bei uns für alle Geschlechter gleichermaßen. Es gibt bereits viele Ansätze, um Frauen nicht nur im Bereich Digitalisierung Wege zu ebnen, die man mit Freude gehen will. Denn darum geht es doch: Freude am Wirken und Gestalten! Initiativen wie #SheTransformsIT, die unser Unternehmen und ich persönlich unterstützen, helfen dabei, die Rolle von Frauen beim digitalen Wandel zu stärken. #SheTransformsIT ist eine Initiative von Bitkom und vom BDI, die viele Partnerinnen und Partner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gewinnen konnte. Für mehr Innovation, Erfolg und Teilhabe beim digitalen Wandel in Deutschland.

Gerade in der Start-up und Gründerszene bestehen 70 Prozent der Teams nur aus Männern. Was würden Sie Frauen raten, die dort ihre ersten Schritte wagen wollen?

Vertrauen in ihre Stärken zu haben und Herausforderungen mit einer positiven Grundeinstellung anzugehen. Mit der Überzeugung, dass man aus jeder beruflichen Situation etwas Wertvolles lernen kann. Es braucht Mut, auch mal ins kalte Wasser zu springen – denn nur so kann man wachsen, beruflich und auch privat. Und ich würde empfehlen, sich schon früh so breit wie möglich zu vernetzen, denn auch hier gilt: Man muss gesehen werden. Das Netzwerk muss nicht groß sein, aber verlässlich.

Wer sind für Sie weibliche Vorbilder, die Sie in der Szene inspirieren?

Mich beeindrucken Menschen, die neugierig sind. Die gut zuhören. Die dazulernen wollen. Und die ihr Wissen weitergeben. Die lösungsorientiert sind, ohne die Lösung zu kennen. Da gibt es glücklicherweise einige in der deutschen Wirtschaft und Digitalszene. Aber wir brauchen noch deutlich mehr davon.

An welchen spannenden Trends und Entwicklungen arbeiten Sie gerade?

Eine spannende Aufgabe ist es aktuell, das Luxuserlebnis, das man von unseren Fahrzeugen kennt, in die digitale Welt zu übertragen. Das bedeutet, neue digitale Produkte und Services zu entwickeln, welche immer mehr Komfort und Vernetzung bieten. Wir arbeiten etwa an neuen Möglichkeiten für unsere Kundinnen und Kunden, das eigene Fahrzeug immer stärker mit dem Smartphone zu steuern. Und wir denken und gestalten derzeit das „Online-Shopping“-Erlebnis auf unseren Websites komplett neu, damit der Kauf eines Autos künftig genauso einfach ist wie der Kauf eines Buchs.

Was macht Ihnen an der Digitalisierung am meisten Spaß?

Die Grenzen des scheinbar Unmöglichen immer wieder neu zu definieren. Die digitale Welt steckt voller ungeahnter Möglichkeiten und es macht mir große Freude, neue Technologien zu entdecken, im Team kreative Lösungen zu entwickeln und den Status quo zu hinterfragen. Nur so gelingt es uns, nach den Sternen zu greifen.

Mehr Informationen zum EMOTION.award findet ihr hier auf der Website

 

 


 

 

Das Interview stammt aus der aktuellen EMOTION.

Mehr spannende Geschichten und Tipps findet ihr in der aktuellen Ausgabe.

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