Umziehen - Ich packte meine sieben Sachen...

Es stand mir bevor: Der Umzug. Wie ein Damoklesschwert schwebte der Schritt in ein neues Leben über mir. Loslassen ist eine hohe Kunst, die mir leider nicht in den Schoss gefallen ist. Jeder Meter ist hart erkämpft. Dabei ist alles gut: das neue Domizil ist wunderschön – die Kinder finden es super und auch sie wollten die Veränderung. Übergänge im Leben wollen wohl überlegt sein Und vorbereitet! 

Das letzte Mal bin ich vor 13 Jahren umgezogen – kurz vor Rufy’s Geburt - und hatte im wahrsten Sinn des Wortes noch nicht so viel Ballast im Gepäck. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, sagte ich mir und sagte spontan ja zu der räumlichen Veränderung. Ich wollte sie. Schon lange… Aber als es dann soweit war, das Haus stand - kam die große Flatter und dann die Frage, ob ich mir das auch gründlich überlegt hatte.

In diesem Teufelskreis hätte ich mich noch ewig drehen können und es gab keine Zeichen vom Himmel, die mir die Richtung wiesen. Ich wünschte, ich könnte sagen: Ich packte meine sieben Sachen und Schwupps umgezogen. Nein, so einfach war es leider nicht. Wer mich kennt, weiß, ich bin Jägerin und Sammlerin und ich war schockiert als das Umzugsunternehmen – nach einem Gang durch meine Räumlichkeiten nüchtern konstatierte: „Ich bringe Ihnen erst einmal 100 Kartons vorbei.“ P wie Panik verbreitete sich erst von meinem Kopf bis in die Magengegend. Der Umzugstermin war schnell vereinbart und nun gab kein Zurück mehr.

Wir fingen früh an zu packen. Meine Strategie: Wenn ich jeden Tag nur ein paar Kartons packe, wird mir die Masse meines Krams nicht so bewusst. Doch wer 300 Paar Jeans sein Eigen nennt und eine Schuhsammlung fast so umfangreich wie Imelda Markus, kann sich beim Beschriften der Kartons nichts mehr vormachen: Und als die Kartonmauern in meinem Flur bis an die Decke wuchsen und wir uns Schneisen schlagen mussten, um in die Küche zu kommen, fing ich an auszumisten. Das ist ja für viele sehr befreiend – für mich ist es die Hölle. All diese Regeln; wann was wie lange nicht mehr angezogen wurde oder ob es emotional aufgeladen ist – das alles galt nicht für mich. Ich bin doch vom Fach und ich ziehe doch tatsächlich Vintage Mäntel an, die ich schon 20 Jahre habe (auch wenn sie 10 Jahre Winterschlaf halten). Mein Argument für’s Festhalten: Ich habe 2 Töchter und wie die sich freuen, wenn sie einmal diese Schätze bekommen werden. Da sind Stücke aus Phoebe Philos erster Kollektion und die Illusion, das die bestimmt mal viel Wert sein werden. Und so füllten sich die 100 Kartons doch noch. Ein paar Sachen habe ich verschenkt und gespendet. Das hat sich noch am Besten angefühlt. Und dann stand der Umzugswagen vor der Tür. Kinder und Mann waren noch in den Ferien – ich wollte das ganz allein durchziehen. Mich einbringen und es uns schön machen: Im Staub wühlen und Möbel schleppen. Der Keller war noch nicht fertig –es herrschte die typische Bau-Anarchie und ich fühlte mich wie ein Straßenpolizist inmitten einer Kreuzung, auf der die Ampeln ausgefallen sind; dirigierte Gerümpel in den Garten, entfernte Berge von Staubschichten, rückte Gegenstände von A nach B: Emily (Kartons) – bitte rechts oben. Josi links und Rufy davor bitte. Das Klavier? Ach weiß nicht, erst einmal hierhin stellen und das Chemielabor ins Badezimmer bitte (immerhin nur 3 Kartons). Die alte Wohnung sah noch nicht wirklich leerer aus und in der neuen Bleibe war mangels Stauraum alles schon voll. Im Akkord packte ich Kartons aus – bloß weg mit der Pappe. 

Neue Tür - Neues Glück

„Und täglich grüßt das Murmeltier“, dachte ich, als ich am 2. und 3. Tag meine Umzugs-Jungs begrüßte und wieder Kisten schleppte und den Bauschutt verwaltete. Am 4. Tag hatte ich Gummi-Arme und ich konnte weder ein Marmeladen Glas öffnen, noch einen Kochlöffel in der Hand halten. Meine Fingernägel waren mittlerweile alle abgebrochen und meine Augen rotgerieben vom vielen Staub. Aber irgendwie wuchs ich über mich hinaus und nahm den kleinen Kollateralschaden gern in Kauf. Was mich antrieb? Ganz einfach: Die Erwartung der leuchtenden Augen meiner Familie, wenn sie aus dem Urlaub kommen und das erste Mal durch ein  gemütliches Haus laufen würde… 


Hier meine Tipps für einen reibungslosen Umzug:

1. Eine To-Do-Umzugsliste machen. In dem Chaos geht leicht etwas unter.

2. Rechtzeitig die Straßenabsperrung beantragen.

3. Im Vorweg ausreichend Umzugskartons besorgen. Und sich nicht zu viel vornehmen! Einpacken ist wichtiger als Auspacken: Nur was wirklich wichtig ist, sollte mit!

4. Aussortieren: Das passiert meist beim Einpacken – aber auch nochmal beim Auspacken. Müll sammeln und entsorgen. Privatpersonen zahlen weniger als Umzugsorganisationen.

5. Kartons kosten Leihgebühr – leichte Decken und Kissen können auch gut in Müllsäcken transportiert werden.

6. Bei Büchern darauf achten, dass die Kartons nicht zu schwer werden – Mischen mit Kissen oder „sauberen“ Schuhen ist sinnvoll.

7. Sich vorher einen genauen Plan machen, wo die alten Sachen in der neuen Wohnung stehen sollen. Ist doch blöd, wenn zwei Burschen mit dem Klavier auf der Treppe stehen und man nicht weiß wohin damit.

8. Alles mit Edding groß und gut lesbar beschriften.

9. Wochenlanges Zeitung sammeln lohnt sich, wenn man damit das Küchengeschirr einpacken kann. Umweltschonender als das Bubble-Papier aus Plastik.

10. Ausreichend Wasser trinken. Hier gilt die Kamel-Regel aus der Wüste: Auf Essen können wir durchaus mal einen Tag verzichten – aber Wasser sollte zwischendurch in großen Mengen getrunken werden. 

11. Nicht den Anspruch haben, dass alles sofort perfekt aussehen muss. Die Dinge müssen sich entwickeln dürfen. Und nur weil das Sofa rechts an der Wand in der alten Wohnung stand, muss es in der Neuen nicht genauso aussehen. Jetzt ist eine super Gelegenheit mit den alten Sachen etwas ganz Neues auszuprobieren.

12. Ein Umzug ist auch immer eine gute Gelegenheit Bettdecken und Teppiche mal reinigen zu lassen. Wer will, kann die neue Bleibe mit einem Ritual reinigen lassen. Ich glaube an gute Hausgeister und wenn sie nicht sofort erscheinen, darf man ruhig ein wenig nachhelfen.

13. Kräfte gut einteilen und sich kleine Belohnungen einbauen. Ich war so dankbar in den ersten Tagen ein paar Dinner-Verabredungen zu haben. Das war wie ein Etappenziel. Danke an meine lieben Freude.

14. Schaulustige haben bei einem Umzug nichts zu suchen: Entweder Du bist dabei und hilfst aktiv mit oder kommst danach – sonst steht man nur im Weg rum und hält den Umziehenden von der Arbeit ab. Denn so ein Umzug erfordert Kräfte und kopfmäßig höchste Konzentration. Wer regelmäßig Yoga macht oder mit Gewichten trainiert, ist klar im Vorteil und der Muskelkater schlägt nicht ganz so fies zu

15. Da man kaum zum Essen kommt, sollten wenigstens ein paar Eiweiß-Drinks die Mahlzeit ersetzen. Ich würde auch den fleißigen Helfern eher Kaffee als Bier anbieten. So ein Umzug ist wie eine Olympiade: Eine gute Vorbereitung ist schon das halbe Spiel.  

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  • Kommentar

    <p>Gratulation zu deinem Umzug, liebe Sue. Nach meinem letzten Umzug vor 6 Jahren brauchte ich mindestens ein halbes Jahr, um mich davon zu erholen. Während des Umzugs hatte ich das Gefühl, er würde niemals enden... Ich bin ebenfalls eine Sammlerin, trenne mich nur ungern von meinen Sachen, denn ich habe eine Tochter...<br/>Viel Freude in deinem neuen Zuhause.</p>