Kleider machen Frauen - Skinny vs. Relaxed

Jetzt am Anfang der neuen Saison gehe ich besonders gerne auf Tuchfühlung mit meinen Kundinnen bei Linette, dabei versuche ich etwas auszuprobieren, was sie vorher so noch nicht kannten. Ich spüre dann immer eine große Verunsicherung: Gar nicht mal in Hinblick auf das eigene Körpergefühl, sondern was der Mann wohl dazu sagen könnte.

Denn Männer lieben es immer noch eng, sexy und gerne High Heels dazu. Ich persönlich trage selten körperbetonte Mode und nur, wenn ich wirklich Lust dazu habe.  Ich liebe es oversized oder bohemian-sportlich. Das ist bequem und ich finde es auch in der Regel natürlicher.

Ich kenne aber ganz viele Frauen, die ihre Reize gern zeigen wollen und von ihren Männern auf „sexy“ gesteuert worden sind. Ausschnitte bis zum Bauchnabel und schön enge Stretchhosen. Soweit so gut. Gibt das eigene Körperbewusstsein die Marschrichtung vor, will ich das gar nicht in an den Pranger stellen. Aber es muss die Frage erlaubt sein: Ziehe ich mich für mich an oder um einen Mann zu gefallen? Fühle ich mich wohl mit einem „vorwitzigen Tittchen“oder hat das eine Aufgabe, weil ewig ich als Weib locken muss? Schon spannend, schaut man auf die Geschichte der Emanzipation, dass sich in diesem Bereich so wenig verändert hat. 

Foto: @majorstreetstyle

Ich frage mich, welcher Typ Mann fühlt sich durch solche Reize angezogen? Zum Glück kam Jil Sander, die mit gängigen Moden aufräumte und in den 80ern einen ganz neuen klaren Stil prägte. Mit ihrer Leidenschaft für klare Schnitte und edlen Stoffen revolutionierte die Queen of Less das konventionelle Bild der übertriebenen Weiblichkeit. Später kamen noch Helmut Lang oder Phoebe Philo dazu. Sie alle haben uns aus diesem Stigma des Figurbetonten Kostümchen befreit und uns gezeigt, dass eine Frau mit qualitativ hochwertigen Stoffen und intelligenter Verarbeitung attraktiv sein kann. Die Energie des Purismus ist eine sehr feine Spielart, die auch sehr sinnlich sein kann. 

Foto: @jilsander

Nicht jede Frau steht darauf und möchte weiterhin mit Kurven reizen. Das ist vollkommen ok, jeder nach seiner Fasson. Ich möchte auch nicht nur in grauer Hose und dunkelblauem Mantel rumrennen, spiele immer wieder gern mit Prints und Farben. Wichtig ist mir, dass dahinter  Eigenmotivation steht. So, wie ich mich tagtäglich frage, was macht mich glücklich. Jede Frau sollte sich fragen, ziehe ich mich für mich an oder für meinen Mann? Manchmal tut es mir weh, wenn ich einer Kundin einen tollen, puristischen Pulli empfehle, in dem sie sich selbst auch leiden mag, sich aber am Ende dagegen entscheidet und dass nur, weil ihr Mann ihn nicht sexy finden würde.T

Beschneidung fängt im Kopf an. Jeder hat ja seine Mission. Jil Sander hatte immer den Wunsch uns Frauen mit einer einfachen Eleganz auszustatten, die im Übrigen, eigentlich immer Männer für sich beansprucht haben. Ich fände es einfach nur schön, wenn Frauen sich so kleiden, wie sie sich fühlen und tragen, was sie glücklich macht!


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  • Kommentar

    <p>Vielen Dank diesen Artikel!!! Ich liebe es lässig und bin froh, dass es gerade ein großes Angebot von weiten Hosen gibt. Ich fühle mich wohl und bewege mich somit auch anders. Ich fühle mich sehr sicher und strahle dadurch auch “etwas“ aus. Wie auch immer ich auf Männer wirke....die Geschmäcker sind breit gefächert und ich bin weit davon entfernt es recht machen zu wollen! .....und ich fühle mich so wie ich bin auch sexy! claudine_5000</p>