Mailand: Rein Raus Dankeschön

 

Jede Saison ist mein Must-Have: Mailand. Es ist schon wieder Fashion Week und einer der wichtigsten „Ordertermine“ steht an. Nicht nur für den Modeeinkauf steht die italienische Modemetropole bei mir ganz hoch im Kurs auch um Styles zu checken schaue ich gerne mal bei der alten aber stets schicken Dame vorbei.
Für mich bedeutet es, dass ich um 5 Uhr in der Früh aufstehe, eine Katzenwäsche mache, mich schnell anziehe, den Wetterbericht checke und kurz noch einmal bei meinen Bettwarmen Kindern vorbeischaue. Kurz Luft holen und dann geht es los. Avanti!
Am Flughafen steige ich in den ersten Fashion-Bomber Richtung Mailand. Am Gate wartet schon die Hamburger Presse Hautevolee, denn am Abend ist die Prada Show.

Und täglich grüßt das Murmeltier...

Ich krieche müde aus dem Flieger und Philipp Plein auf riesigen Billboards begrüßt mich. Einer aus dem Pressepulk murmelt, dass Phillip mit seinen Glitzerklamotten und „Camouflage-here-I-com-City-Look Multimillionär sei und man wundert sich, wer die Klamotten bloß kauft. Mir ist das egal. In jedem Fall gehören seine exponierten Plakate schon zum festen Begrüßungskomitee, wenn ich in Mailand ankomme und sie bilden einen schönen Kontrast zum schwarzen 70er Jahre Bisazza-Marmor.

Ich freue mich auf meinen ersten Cappuccino, bevor ich in den Schnellzug nach Cardorna steige. Der ist so schnell, dass es mir in den Ohren saust. Die Schaffner sind so stylish und sexy, dass ich sogar mal nicht auf Instagram starre. Überhaupt! Hier sind alle Menschen gut gekleidet. Italiener geben eben viel Geld für gute Klamotten aus.

In Cardona steige ich ins Taxi und fahre in die Via della Spiga dem Modeherz Mailands. Da ist der Showroom von Aspesi, meinem ersten Termin. Ich freue mich, weil mein Taxifahrer durch die engen Gassen jagt und dabei flucht wie ein Bierkutscher. Sein Gemecker klingt in meinen Ohren, wie eine Oper von Puccini, den Sound mag ich. Ich liebe italienisch.

In Mailand wenig Glamour dafür viel Regen...

Im Aspesi Showroom hängt passend zum Wetter - es regnet und es ist bewölkt - viel Nylon in allen Farben, Formen und Längen rum. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Die Models müssen die unterschiedlichen Kreationen immer wieder für uns Einkäufer vorführen. Auch ich schlüpfe in das eine oder andere Modell. Wichtig ist mir nicht nur der Sitz und die Form, sondern auch das „Handfeel“ und die Leichtigkeit eines Designs. Ich finde immer, ein Nylonmantel sollte das Gefühl einer Bettdecke vermitteln und er sollte einen für alle Eventualitäten im Leben vorbereiten - n’est pas?

Die Verkäuferin zeigt mir eine Sonderedition von Aspesi, die in Zusammenarbeit mit dem italienischen Kaschmirgiganten Loro Piana entstanden ist. Natürlich alles sehr luxuriös und eine typisch italienische Geschichte: Alberto Aspesi und Pier Luigi Loro Piano sind an einem dieser schönen italienischen Seen Nachbarn. Irgendwann saßen sie wohl mal gemeinsam auf einen Steg, genossen ihr Risotto Milanese und haben sich bei einem Primitivo eine kleine Woll-Kaschmir-Kooperation ausgedacht. Dabei sind wirklich tolle Mäntel, Hemden und Jacken rausgekommen und selbst gewöhnliche Wolle fühlt sich hier wie Kaschmir an. Ich bin immer wieder überrascht, in welcher Qualität Italiener Wolle und Kaschmir verarbeiten.

Beglückt stelle ich fest, dass auch bei Aspesi Cordhosen in off-White hängen, denn auch wir erwarten täglich unsere SoSUE–Hosen in diesem Ton. Die Italiener nennen diese Farbe vornehm einfach Panna, was mich gleich an den cremigen Cappuccino-Schaum erinnert, der vor mir auf dem Tisch steht.

Nach diesem Termin geht es zu Valentino in die Via Turosi. Hier gibt es das Kontrastprogramm: Zuckrige Kleider, kurze Chiffonröckchen und viele Nietenboots. Jetzt heißt es erst mal umdenken und geistig Anlässe schaffen, in denen ich meine Kundinnen visualisiere. Ich habe im Bauch ein paar Störgefühle und ich bin mir mit der Ausrichtung der Kollektion - die in Richtung Kaukasus abdriftet - nicht sicher. Und immer wieder die Frage, ob der Preis gerechtfertigt ist oder ob man diesen Style nicht doch später viel günstiger bei Zara findet?

No Pizza und Asiaten im Logowahn....

Ein Pizzastop in meinem Lieblingsladen Paper Moon ist diesmal leider nicht drin, dafür aber ein kurzer Storecheck in der Via Andrea und Via della Spiga. Nicht alle Tage herrscht im beschaulichen Mailand so ein hysterisch buntes Modewimmelbild. Die Asiaten shoppen bei Gucci die Taschenregale leer und es geht hier zu wie bei Lidl,  modisch korrekt im „Total Look“ der angesagten Designer eingekleidet.

Ich finde es ist inspirierend und in Mailands Straßen zeigt sich, welcher Laufsteg-Look sich wirklich fashionmäßig durchsetzt. Die gängigsten Marken sind Balenciaga, off-White und Gucci Accessoires. Überall fahren Limousinen der Camera della Moda durch die Straßen, um die Fashionistas in die angesagten Läden und dann wieder zu den Schauen zu bringen. Ich schaue besorgt auf die Uhr. Oh je wir müssen schon wieder zurück nach Hamburg.

Ganz knapp und sehr hungrig springe ich in den Zug nach Malpensa. Dort winken Dolce & Gabbana Banner nochmal zum Abschied und an der Burrata Bar treffe ich die Hamburger Presse wieder. Traditionell stürze ich noch einen Aperol Spritz runder und nasche ein paar Parmesan-Schnitten mit Mozarella Sticks weg. Endlich im Flieger, denke ich und sinke beim Start in einen komatösen Kerosin-Schlaf.

Schön war es bei der alten Dame Mailand. Aber noch schöner war es wieder zu Hause zu sein. Ich schaue noch spät abends bei meinen Kindern rein, die schon wieder bettwarm sind. Es beginnt zu schneien und was entdecke ich da: Plakete aus Italien mit schönen SoSUE Pullis aus Kaschmir. Bella Italia folgt mir – Grazie Italia! Grazie Milano! Tschau Bella bis zum nächsten Mal.

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