Verreisen wird in diesem Jahr etwas anders sein, als wir es in letzten Jahren gewohnt waren: Destination aussuchen, buchen und tschüss Alltag sagen, so einfach geht es leider nicht mehr. Wir müssen mit Zimmerknappheit und Auflagen in den Feriengebieten rechnen. Wer nicht gerade Dauercamper oder ein Ferienhausbesitzer ist, muss manchmal zu Hause bleiben. Aber, wenn wir nicht in die Welt können, dann entdecken wir die Welt in unserer Stadt. Sue macht eine Staycation-Weltreise durch Hamburg. In ihrem Reisetagebuch schreibt sie darüber. Der zweite Stopp: London.
Liebes Reisetagebuch,
La Dolce Vita an der Elbe? Si! Naturalmente! Das gibt es frei Haus an der Hamburger Riviera im gut versteckten, römischen Garten im vornehmen Stadtteil Blankenese. Die Anreise ist ähnlich mühsam, wie bei Ferienbeginn über die Brennerautobahn zu fahren. Mein Navi kommandiert mich und jagt mich quer durch Hamburg über die Autobahn an den Kösterberg. Hier irgendwo soll der Eingang zu einem Flecken Erde sein, der mich dem „il dolce far niente“ ein Stück näher bringt. Erst mal ist nur „far niente“ angesagt. Wo ist Knuth? Ich umkurve einen Villenhang nach dem anderen. Vor lauter Wald und Elbvillen verpasse ich den Eingang zum Paradies.


Irgendwann und mit einem kleinen Stress-Glow bin ich den Anweisungen von Knuth gefolgt und stehe mitten im römischen Garten. Sprachlos bestaune ich den Park, die hohen Pinien und die mich begrüßenden Buchsbaum-Hinkelsteinen-Hecken in Phallusform. Eine Gruppe Frauen turnt munter auf dem Rasen und wir gehen weiter ins Freilichttheater. Erinnerungen an Rom holen mich ein. An der Balustrade gelehnt mit Blick auf die Elbe bekomme ich Sehnsucht nach Como.


Ich kann verstehen, wo Julius Richter 1890 auf seinen italienischen Reisen sich die Inspiration holte, in diesem Garten seinen Traum von Italien umzusetzen. Moritz N. Warburg kaufte den Garten und schenkte ihn 1951 der Stadt Hamburg. Grazie Doctore! In den 20er und 30er-Jahren erlebte der Garten seine Blütezeit und war Treffpunkt der Hamburger Gesellschaft. Auch Karl Lagerfelds Geburtshaus ist hier gleich um die Ecke. Im Sommer finden auf der Freilichtbühne Theateraufführungen statt. Jetzt aber stolziere ich den grasbewachsenen Abhang in High Heels runter.




Wie schön es auch ist, in dieser Umgebung all meine schönen Italien-Reisen gedanklich hervorzukramen, das Tuten eines großen Frachters auf der Elbe bringt mich wieder zurück in die Hansestadt. Hinter den Büschen schlüpfe ich in SoSUE – Styles und finde, sie passen ganz herrlich in diese Kulisse. Ein wenig Münzschmuck, Gucci Loafer und Sonnenbrille und schon fühle ich mich ein wenig wie Sophia Loren. Knuth nörgelt, das der Teich im Park kein Wasser hat. Er hätte gerne mit mir die Anita Ekberg Szene aus Dolce Vita nachgestellt. Träum weiter Ragazzo, denke ich mir.
Als ich dann doch in das leere Teichbecken steige und um die braunen Glasscherben einer Astra-Flasche laufe wird mir jedoch bewusst, dass ich hier weder im Brunnen Trevi bade, noch das Format der Ekberg habe. Mir ist heiß und die Sonne knallt mir erbarmungslos ins Gesicht und langsam kriege ich auch Hunger. Ich will jetzt eine Pasta Arrabiata. Knuth meint, ich wäre schon scharf genug, ich sollte es lieber mal mit Spaghetti-Eis versuchen. Um das italienisches Flair zu vervollständigen, schlage ich vor, an der Elbe noch ein paar Fotos zu schießen. „Domani!“, sagt Knuth und zeigt sehr italienisch auf seine Uhr und verschwindet auf seinem Rad.
Mal sehen, wo die nächste Staycation-Tour mit Knuth hingeht. Dann aber nur mit klarer Navigation und einem vollen Bauch. Arrivederci.
Stay tuned – eure SoSUE

