Mein Leben als Hund – Teil 1

SoSUE Autorin Steffi Wilke führt ein Leben im Rudel. Hier auf SoSUE berichtet sie regelmäßig über ihr Leben mit ihren Vierbeinern. Der Serienstart ist eine Liebeserklärung an ihre Partner mit der kalten Schnauze.


 

Teil 1: Hunde sind die besseren Menschen

Ich lebe seit drei Jahren, fast auf den Tag genau, mit drei Hunden. So hatte ich es nicht geplant. Ein Hund ist ja eigentlich ausreichend, für manche Menschen ist sogar ein Hund schon ein Haustier zu viel. An mir haften Hundehaare wie an anderen Frauen kostbare Düfte oder sorgfältig aufgetragenes Makeup. Meine Hunde liegen auf dem Sofa – wo denn sonst? Meine bevorzugte Lieblingshündin darf ins Bett und wenn sie diesen Platz mal nicht beansprucht irritiert mich das und ich frage „alles klar mit uns Eddi?“. Eddi ist eine so genannte Kontaktschläferin, das ist üblich in Rudeln, sagt der Wolfsforscher Kurt Kotrschal. Vergangenes Jahr stellte mich mein Ex-Freund, nach vier Jahren Beziehung, vor die Wahl, zwei meiner Hunde abzugeben – nur so konnte er sich eine Zukunft mit mir vorstellen. Meine Antwort lautete: „Ich glaube nicht.“ 

Mein Leben ist ein Leben im Rudel. 
Jeden Morgen bei jedem Wetter laufe ich etwa zweieinhalb Stunden durch den Park runter zur Elbe. Etwa 1825 Gassi-Beutel fülle ich pro Jahr allein auf dieser Morgenrunde. Absurd. Mein Lauftempo steigert sich langsam, aber stetig. Im Park überhole ich spielend die Nordic Walker, die Jogger grüßen mich freundlich oder aber sie grunzen „nimm deine Köter an die Leine“. Ich vermute, ich war noch nie so fit in meinem Leben. Mein zuweilen nasses Leben in Bewegung fühlt sich überwiegend gut an, regelmäßige Übungen aus dem Yin Yoga, in Gesellschaft meiner Gefährten, rundet oder soll ich sagen „hundet“ mein Fitnessprogramm ab. Addiert mit der Mittags- und der Abendrunde bin ich drei bis vier Stunden am Tag draußen unter freiem Himmel. Mein Kardiologe ist begeistert. Das Wetter kann ich schon beim Aufstehen fühlen. Die Bäume auf meiner Strecke sind meine Bekannten, meine Texte sind manchmal in Gedanken bereits skizziert, wenn ich mein Macbook aufklappe. Entweder gehe ich schnell und schweigend, das iPhone ist dann ausgeschaltet. Oder ich unterhalte mich mit meinen zweibeinigen Hundekumpels, wir sind eine Clique mit stinkenden Leckerlis in den Taschen. Manche schneiden sogar Käsewürfel für ihre Lieblinge, es gibt auch Sprotten-Snacks oder getrocknete Steifen vom Bio-Huhn.

Ich bin die Verrückte mit der Mütze und den drei hübschen Hunden. Wenn ich mal keine Kopfbedeckung trage, werde ich auf dem Trampelpfad gefragt „hey, wo ist deine Mütze?“. Ich wollte schon immer für irgendetwas bekannt sein, zumindest in der Nachbarschaft. Das Trio ist weiblichen Geschlechts und besteht genau genommen aus einer Hunde-Mutter mit ihren zwei Töchtern. So wie ich auch Mutter von zwei Töchtern bin und Hobbypsychologen und systemische Berater hätten sicher ihre Freude an der Analyse dieser Konstellation. Denn eins ist sicher: Ich habe was meine Tierliebe betrifft einen Knall.

Ich liebe meine Hunde über alles. 

Meine Töchter sind mittlerweile davon überzeugt, dass ich Wesen mit Fell gegenüber langhaarigen Puber-tieren sogar bevorzuge. Ich hatte immer Hunde, obwohl ich nicht behaupten würde, ich wäre eine Kennerin. Davon gibt es ausreichend im Park. Menschen mit Hund, die mir unaufgefordert Tipps zur Erziehung oder Ernährung geben. Die selbsternannten Berater/innen fand ich auch auf dem Spielplatz immer sehr unterhaltsam. Aber ich habe schon bei der Kindererziehung gern auf mein Bauchgefühl vertraut. Oder den Rat ausgewiesener Fachleute erbeten. Damit bin ich einigermaßen gut gefahren. Bis ich mir die Schnapsidee in den Kopf setzte, meine Hündin Juli müsse dringend einen Wurf Welpen haben, mitten in der Stadt, mitten in der Wohnung ohne Garten. Das müssen meine Hormone an der Schwelle der einsetzenden Wechseljahre provoziert haben. Nachwuchs war das beherrschende Thema. Ein Art Koller also. Jedenfalls hatte ich im August 2015 bei meiner Juli 4 Welpen bestellt und es kamen im darauffolgenden Oktober zehn zur Welt. Und in den kommenden Wochen verwandelte sich unser Leben in ein Irrenhaus. Es war großartig. Wir hätten Eintritt verlangen können.

Credit: @ summerswithmozart

Die Serie „Mein Leben als Hund“ soll von meiner Liebe zu Hunden erzählen. Meiner Zuneigung und manchmal kritischen Distanz zu den Wesen am anderen Ende der Leine. Auch zu mir selbst. Von interessanten Bekanntschaften und wunderbaren Freundschaften, die ich zu Vierbeinern und Zweibeinern schloss. Ich möchte davon berichten, was ich mit den Welpen und durch mein Leben im Rudel lernen durfte. Ich bin jetzt ein Alpha-Tier (...)

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  • Kommentar

    <p>Looooooooove :-)</p>