Divorce, Scheidung auf Parker-Art

 

Seit Monaten bin ich wie eine Flitzpiepe gespannt, Sarah Jessica Parker in der neuen HBO Serie „Divorce“ zu sehen. Auf Sky ist die Serie angelaufen und so sehe ich beim Abendbrot ein Ehepaar in der Mitte des Lebens, die sich, wie man so schön sagt, auseinandergelebt haben. Im Amtsdeutsch heißt das: Die Liebe ist erkaltet. Das jedenfalls trifft für Frances (SJP) zu, die ihre Nächte lieber in voller Montur - dickes Sweatshirt, Leggings und Wollsocken -  im Bett verbringt als in den Armen ihres Mannes Robert (Thomas Hayden Church). Der wähnt sich im ruhigen Fluss des Ehealltags als ihn seine Frau (nach einem Handgemenge auf einem 50. Geburtstag) plötzlich eröffnet, die Scheidung zu wollen.

Das Paar, gesegnet mit zwei Kindern, lebt idyllisch in einem kleinen Haus in Hastings-on-Hudson. Sie pendelt zur Arbeit nach Manhattan – und für ihre Affäre. Gut gekleidet, aber nicht modisch, verschwindet SJP mit einem taubenblauen Mantel in der Sitzgarnitur des Zuges – fühlt sich unsichtbar – außer in den Armen ihres Lovers, der aber nur den unabhängigen Teil der verheirateten Frau genießen möchte.

In den folgenden Episoden geht es darum, ob Robert und Frances als Paar noch eine Chance haben. Stilistisch erinnert mich Divorce an Ang Lee’s „Der Eissturm“. Mit sezierendem und humorvollem Blick auf eine Beziehung räumt „Divorce“ mit den gängigen Klischee-Filmen wie „Der Rosenkrieg“, „Women“, oder „Trennung mit Hindernissen“ auf.

Sarah Jessica Parker wollte, laut eigener Aussage, einen realistischen Blick in die Beziehungstiefen einer entfremdeten Beziehung werfen. Wohl auch weil so viele Freunde und Bekannte in einer ähnlichen Situation stecken.

Nach 11 Jahren Sex and the City lässt SJP ihr alter Ego Carrie Bradshaw endgültig hinter sich und wagt mit Divorce, den sie auch co-produziert hat, einen wenig glamourösen Blick hinter die Kulissen einer vermeintlich harmonischen Ehe.

„When did it all startet?“, fragt ihr Mann verwundert nach dem ersten Schock. „Maybe when you decided to grow the moustache“ antwortet sie lakonisch.

Rechnet man nun die Dichte der Barträger in den Hipster-Vierteln Deutschlands hoch, bahnt sich da etwa eine Trennungs-Welle an? Hoffentlich nicht.  Allerdings (...) ein Trend, der sich bei Männern 40+ abzuzeichnen scheint. Da will Mann sich neu erfinden. Auf die Jagd gehen, Marathon laufen und noch mal das große Rad drehen. Gern mit viel Haaren im Gesicht. So jedenfalls wird mir berichtet, wenn ich mich mit befreundeten Frauen austausche. So habe ich es selbst erlebt. Frances alias SJP wählt für sich den Ausstieg zuerst; mutig, denkt man zunächst. Ich bin gespannt, welchen Preis sie dafür zahlen wird. Und ob sie am Ende vielleicht sogar eher feige ist – und mit der Scheidung dem Schmerz, der eine Etage tiefer als der Trennungs-Schmerz sitzt, ausweichen möchte. Denn es erfordert aus meiner Sicht mehr Mut, eine Ehe-Eiszeit emotional offen zu legen, zu kämpfen und zu bleiben – um nach dem Eis-Sturm auf Tauwetter zu hoffen. Es bleibt also spannend in Divorce, SJP hat uns bisher immer überrascht und mich nie enttäuscht. 

Heute Abend gehts weiter auf Sky um 23.10 Uhr.


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