Weil ein Jahresurlaub unserer Autorin Isabel nicht genügt, packt sie für gewöhnlich aller paar Wochen ihre Taschen und Koffer, um neue Orte zu entdecken. Manchmal auch nur für eine Nacht – egal. So lässt sich Fernweh eben auch ganz gut stillen. Wo es zuletzt hinging, was sich lohnt und was nicht, verrät sie in “Bon Voyage”. Jetzt war sie für SoSUE in Straßburg.
Von Isabel Sophie Möller
Bonjour aus dem wunderschönen Elsass, genauer: aus Straßburg!
Meine Kolumne beginne ich dieses Mal klassisch im Postkarten-Sprech. Passt auch, denn hinter mir liegt ein kleiner Marathon aus sechs Karten. Ich gehöre nämlich noch zu der aussterbenden Spezies von Brief- und Postkarten-Schreibern. So, wieder etwas über mich gelernt. Wir bleiben dem Speed-Dating treu.
Vor mir auf dem Tisch steht ein Glas Gewürztraminer, mein Blick richtet sich auf die Ill, die Sonne geht bereits unter und taucht das ehemalige Gerberviertel “Petite France” in ein schummriges Licht. La vie est belle – das Leben ist schön. Und somit: Herzlichen willkommen zu Bon Voyage – dieses Mal in der Genuss-Edition.
Auszeit im herbstlichen Elsass
Der Elsass ist die Endstation eines kleinen Roadtrips. Wo ich zuvor Halt gemacht habe, verrate ich euch das nächste Mal. Sonst toppe ich die Länge meiner Texte erneut … Kurzfassen ist nicht wirklich meine Stärke. Da aber immer stets bemüht, reiße ich mich zusammen.
Zum Ende des Sommers und nach einem kleinen Arbeits-Marathon war mir nach der vollen Dröhnung Genuss, Entspannung und Schönheit – allerdings in der “rustikalen Edition”. Also packte ich meine Koffer, tankte mein Auto ein letztes Mal zu reduzierten Benzinpreisen voll und düste los.
Warum ich unbedingt mit dem Auto anreisen wollte? Der Elsass hat so viel zu bieten und ich fahre gern mal spontan ins Blaue. Colmar, Kaysersberg und Co. sind nur einen Katzensprung von Straßburg entfernt und mit dem Auto easy zu erreichen.
Umweltbewusster ist aber natürlich die Anreise mit der Bahn. Von Frankfurt am Main oder Stuttgart braucht man nur rund zwei Stunden in die elsässische Hauptstadt.
In der City selbst wollte ich mein Auto allerdings stehen lassen und alles zu Fuß erreichen. Denn Straßburg nennt sich zwar Europäische Hauptstadt, ist aber mit 78,26 Quadratkilometern und rund 277.000 Einwohnern recht klein und gemütlich. Außerdem – kleiner Spoiler: Ich habe die elsässische Esskultur in vollen Zügen von früh bis abends genossen. Wirklich. Ich übertreibe nicht. Und wer schlemmen kann, kann auch mal 20.000 Schritte pro Tag gehen. Alte Weisheit meiner Mutter.
Where to stay: Rustikal meets Moderne in der Innenstadt Straßburgs
Untergekommen bin ich im Hotel Rohan – ein kleines, sehr feines Design-Hotel direkt in der historischen Innenstadt. Aus dem Fenster konnte ich den traumhaft schönen Straßburger Münster aus nächster Nähe bestaunen (das Erklimmen der 330 Stufen ist by the way ein MUSS!).
Für mich als Single-Reisende war das Hotel Rohan ein wahrer Glücksgriff. Von hier aus konnte ich perfekt all meine Touri- und Kulinarik-Streifzüge starten, das Personal war äußerst zuvorkommend und hat gern Insidertipps mit mir geteilt. Besonders schön und so noch nie erlebt: Eine Woche vor Anreise kontaktierte mich das Hotel und klopfte all meine persönlichen Interessen ab, damit man mir individuelle Tipps und Empfehlungen aussprechen kann.
Auch das Frühstück sah wirklich “délicieuse” aus, allerdings habe ich mich bereits am ersten Tag gegen das Essen im Hotel entschieden. Denn immerhin war ich auf einer Genuss-Mission, die mich direkt zum nächsten Punkt führt …
Places to be
Ich liebe, liebe, liebe gutes Essen und guten Wein – wie ich überhaupt alle schönen Dinge liebe und mich gern vor Entzücken in ihnen verliere. Deshalb ist eine einwöchige Genuss-Reise ins frühherbstliche Elsass DAS perfekte Geschenk für mich an mich selbst.
Mein Ziel am ersten Tag: Die perfekte Frühstückslocation finden. Im Hotel wurde mir direkt weitergeholfen: Ich soll es in der Chocolatiers-Patissiers Christian probieren – angeblich eine der besten Adressen der Stadt. Vor über 40 Jahren von Christian Mayer gegründet, zaubert mittlerweile die zweite Generation süße Traumwelten. Zufall, Schicksal oder Provision: Das Café befand sich etwa 200 Meter von meinem Hotel entfernt.
Um die Länge dieser Kolumne nicht zu sehr auszureizen, halte ich mich kurz und knapp: Essen, Kaffee, Ambiente sind GÖTTLICH. Hört ihr: GÖTTLICH! Die kleinen Kuchenkreationen sind für mich handwerkliche Kunstwerke, die Croissants herrlich buttrig, das Personal sehr zuvorkommend. Mein Tipp: Unbedingt die paar Treppen nach oben gehen und im historisch eingerichteten Teezimmer Platz nehmen. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf den Münsterplatz und ist vor Touri-Massen sicher.
Zum Schluss lohnt es sich, noch eine kleine Runde im Verkaufsraum des Cafés zu drehen, denn hier kann man selbstgemachte Marmeladen und Straßburger Kleinigkeiten kaufen – tolle Mitbringsel für Daheimgebliebene.
Meine Frühstückslocation war also direkt am ersten Tag gefunden. Mission Nummer zwei: Dinner for One. Wo gehe ich Abendessen?
Auf einem meiner Streifzüge stieß ich auf das “Au Pont Saint-Martin”: ein uriges, mehrstöckiges Fachwerkhaus mit Außenterrasse direkt an der Ill. Geht mehr Straßburg? Nein.
Tisch gebucht, schick gemacht und auf zum Dinieren: Im Saint-Martin angekommen, wurde ich erst ans Panoramafenster platziert. Der aufmerksame Kellner befand aber, dass es einen NOCH fotogeneren Spot gibt und führte mich kurzerhand auf eine winzige Terrasse, die nur knapp über dem Wasser der Ill schwebte. Seine Worte: “Das ist die beste Fotolocation in ganz Straßburg.” Tja, dem kann ich nichts hinzufügen. Also unbedingt nach einem Plätzchen am Wasser fragen.
Kurz noch zum Essen (denn ja: Ich habe nicht nur Fotos gemacht!): Für mich gab es typisch elsässisches Sauerkraut mit einem Fisch-Trio und frischem Baguette. Klingt gewöhnungsbedürftig, kann ich aber wärmstens empfehlen. Vor allem, wer es wie ich nicht so mit Kassler und Haxe hat.
Straßburg für Weinkenner (oder solche, die es werden wollen)
Kommen wir zu meinem Highlight der Reise: Straßburgs Wein-Katakomben! Ganz in der Nähe vom “Petite France” befindet sich das “Hôpital civil” – Straßburgs ehemalige Krankenstadt aus der Renaissance. In den letzten Jahrhunderten hat sich das Äußere der Anlage kaum verändert. Interessante Story: Damals konnten sich viele Straßburger die teuren Krankenhauskosten nicht leisten und beglichen ihre Schulden mit Wein. In kurzer Zeit entstand so ein riesiger Weinkeller, den man auch heute noch kostenlos besichtigen kann. Hier befindet sich auch der älteste noch erhaltene (und genießbare) Wein der Welt aus dem Jahr 1472!
Im Keller selbst lagern und reifen auch heute noch Weine, die man vor Ort kaufen und verköstigen kann.
Geshoppt: Straßburg für Modeliebhaber
Hach, ich gerate immer mehr ins Schwärmen. Aber – Erinnerung an mich selbst: Wir wollten uns kurzfassen. Also, legen wir los:
Für den ersten modischen Überblick: Kleine französische Marken und originelle privatgeführte Stores finden sich vor allem in der historischen Händlerstraße Rue des Juifs und im dörflichen Viertel Krutenau in der Nähe der Universität.
Meine persönlichen Highlights? In der Boutique “Cesaria” an der Ecke der Rue Ste-Madeleine und Quai des Bateliers gibt es eine kleine, aber fein zusammengestellte Auswahl bekannter französischer und italienischer Marken wie See by Chloè oder Plein Sud. Das ein oder andere schöne Teil habe ich mir auch in den niedlich-kleinen Boutiquen “Les Piplettes” und “Libertie” gegönnt (beide im “Petite France”).
Mein Lieblings-Mitbringsel: Schmuck, denn tragischerweise habe ich bereits am ersten Tag meine Ringe verloren. Bei der französischen Schmuckmarke Les Georgettes habe ich für Ersatz gesorgt. Das Besondere: Man wählt ein Schmuckstück aus und kann es dann dank kleiner, formbarer Ledereinsätze personalisieren. Schwer zu erklären, ich weiß. Deshalb: Schaut gern mal selbst auf der Website vorbei.
Straßburg Kurz und Knapp
Da ich noch so viel mehr Tipps in petto habe, mir aber die Zeilen ausgehen, hier eine kleine, aber feine Übersicht – quasi “Straßburg to Go”:
● Den schönsten Blick auf das historische Straßburg hat man definitiv vom Vauban-Wehr, auch „Große Schleuse“ genannt. Tipp: Wein und Baguette einpacken und abends hier picknicken.
● Den besten Flammkuchen: Gibt es vielleicht im Restaurant “Le Gruber”. Die Gastronomie selbst befindet sich in einem der schönsten und ältesten Gebäude Straßburgs, gleich beim Münster.
● Die schönsten Souvenirs habe ich bei Mireille Oster gekauft. Hier gibt es preisgekrönte Lebkuchen, die im Ellsass tatsächlich das ganze Jahr über gegessen werden. Die klassische Variante besteht aus sieben verschiedenen Gewürzen. Dazu empfehle ich den passenden Likör.
● Straßburg zu Wasser: Mag für manche oll klingen, doch ich liebe es mir am ersten Tag meiner Reise Städte aus einer typisch touristischen Perspektive anzuschauen. Bedeutet in Straßburg: Ich steige aufs Boot und nehme an einer kleinen geführten Tour teil. Für knapp zwölf Euro schipperte ich eine Stunde lang über die Ill und ließ im Schnelldurchlauf die schönsten Locations auf mich wirken.
● Den besten Kaffee gab es meiner Meinung nach im “Le Kiosque d'Omnino” (1 Pl. Saint-Pierre-le-Vieux). Achtung: Hier gibt es wirklich nicht viel mehr als Kaffee, allerdings wurde dieser mit viel Liebe wie Bedacht ausgewählt und zubereitet.
● Mein meistbesuchter Spot? Definitiv die Feinschmeckergasse Rue des Orfevres. Hier reihen sich die bekanntesten und ältesten Feinkostgeschäfte der Stadt aneinander. Kleine (Achtung Wortspiel) Kostprobe: Chocolatier Weiss, Patissier Pascal Caffet oder Pains Westermann (dort gibt es DAS Baguette!).
● Tollen Käse von elsässischen Bauernhöfen und Kleinerzeugern habe ich im “Mon Oncle Malker de Munster” (4 Pl. de la Grande Boucherie) gekauft. Dazu gab es…
● Frisches vom Wochenmarkt “Boulevard de la Marne” (Dienstag und Samstag). Hier gibt es nichts, was es nicht gibt.
● Die schönste Location zum Entspannen: Definitiv der Park der Orangerie in der Nähe des Europaviertels. Vergleichbar mit dem Englischen Garten in München.
Packing List
Vor dieser Reise habe ich mich sicherheitshalber mit neuer Lektüre eingedeckt, denn diese habe ich bei meinen letzten beiden Trips schmerzlich vermisst.
Thematisch habe ich mich ebenfalls nach Frankreich begeben … wenn auch eher ein bisschen weiter gen Westen. Genauer: nach Paris. Meine Empfehlungen, die ich in Straßburg gelesen und für sehr gut befunden habe:
● KARL. Wir Komplizen der Schönheit: Ein Buch über die Künstlerfreundschaft zwischen Karl Lagerfeld und Patrick Hourcade
● Shocking Life - Die Autobiografie der Elsa Schiaparelli
Vorschau
Wie bereits angeteast, war der Elsass ja nur die letzte Station meines kleinen Roadtrips. Zuvor habe ich noch in einer nicht weniger schönen deutschen Stadt Halt gemacht. Der Aufenthalt dort war viel zu außergewöhnlich, um ihn nicht auch in einer eigenen Kolumne festzuhalten. Also seid gespannt, wo die Reise noch hingeht.
In diesem Sinne: Au Revoire und Bon Voyage!
Eure Isabel
Isabel Sophie Möller ist Journalistin für TV, Print und Online. Genauso ungern, wie sie sich für eine Plattform für ihren kreativen Output entscheidet, lässt sie sich auf ein Thema zum Schreiben festnageln. Mode oder Beauty? VIPs oder Royals? Bücher oder Netflix? Food oder Reisen? Man kann doch an alles sein Herz und seine Gedanken verschenken. Das macht sie auch – am liebsten in ihrer Reise-Schrägstrich-Lifestyle-Kolumne “Bon Voyage”, in der sie ihre Leser monatlich mit auf eine ihrer Entdeckungstouren nimmt. Mehr von Isabel gibt es auf ihrem Instagramaccount @the_italian_bazaar