“…Mein neuer Partner war offiziell einige Jahre getrennt lebend, aber er sprach auffallend häufig und obendrein nicht freundlich über seine Exfrau….”
Was ist, wenn dein neuer Freund nicht von seiner Ex loskommt? Eine Geschichte über eine komplizierte Dreierbeziehung.
Wie geschieden ist dein neuer Mann?
Betrachten wir zunächst das Positive: man verliebt sich in einen Mann, der in Trennung lebt. Das setzt voraus, dass man über seine Vorgängerin informiert wurde. Möglichst nicht erst nach zwei Monaten. Ein ehrlicher Mann also, der die Dritte im Bunde, also die Ex, nicht verschweigt.
Mein neuer Partner war offiziell einige Jahre getrennt lebend, aber er sprach auffallend häufig und obendrein nicht freundlich über seine Exfrau. Bei seinen dramatisch ausgeschmückten Erzählungen über das Scheitern der Partnerschaft schien es seinen Anteil nicht zu geben. Die Geschiedenen waren Eltern einer inzwischen volljährigen Tochter. Wenn sie ihren Vater besuchte, bekam Daddy in meinem Beisein einen Kuss auf den Mund und sein Schoß wurde demonstrativ eingenommen. Das waren Bilder, die mich irritierten. Zunächst schob ich sie beiseite, ich war sehr verliebt in diesen Mann. Statt meiner Bilder im Kopf hätte ich lieber die Tochter vom Vater-Schoß schieben sollen.

Ich befand mich stets in Konkurrenz zu zwei Frauen. Zwei Frauen, an denen er zu jeder Gelegenheit etwas auszusetzen hatte. Langsam begann ich mir auszumalen, wie er wohl mit ihnen über mich sprach. Es ärgerte mich sogar, dass ich maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass die Eltern weites gehend erwachsen über die Belange der Tochter sprechen konnten. Ich war die Geliebte, ich war die Therapeutin und Klagemauer des Systems, ich hatte jedoch keine nachhaltige Stellung.
Beim dritten anstehenden Weihnachtsfest bei dem im Vorfeld die Stimmung gewohnt angespannt war ließ ich die Situation eskalieren: Ich wollte ohne seine mittlerweile 23-jährige Tochter feiern, ohne seine Eltern und ohne seine Ex. Er trug irritiert zahlreiche Argumente vor warum so ein Szenario ausgeschlossen sei. Hellhörig machte mich die Aussage, man könne doch den Vater nicht mit der „schrecklichen Mutter“ alleine lassen. Die Dominanz seiner Mutter war nicht zu leugnen. Es stand nun drei gegen eins: Mutter, Ex und Tochter gegen die Neue. Wir trennten uns kurz nach Neujahr.
(Die Autorin möchte nicht genannt werden)