Eine Seefahrt die ist lustig

Auf dem Oberdeck der Costa Pacifica: Warum mit einem Handtuch eine Liege besetzen, wenn eine Chloé Tasche den gleichen Zweck erfüllt. Made in Italy: Italiener können nicht nur Gucci oder Prada, sie können auch Schiffe bauen. 

Nein, ich bin tatsächlich nicht in Las Vegas und auch nicht in New Yorks Little Italy gelandet. Ich bin auf einem Kreuzfahrt-Mega-Schiff, der Costa Pacifica. Dieser 290 Meter große Vergnügungstanker ist von Kopf bis Fuß auf Italien eingestellt. In Siestri Ponente 2009 vom Stapel gelassen, kann dieses Schiff bis zu 3.780 Passagiere bespaßen. Denn das ist es, was die meisten „Seegänger“ hier wollen: Big Time - Amüsement auf hoher See! Hier gibt es Arien aus italienischen Opern, Musical oder die beliebten Koch-Shows mit dem Costa Küchenchef höchstpersönlich. Das Ganze findet auf verschiedenen Bühnen statt. Der Passagier kann auf den 17 Decks auf der Fläche von fünf großen Fußballfeldern immer in Bewegung bleiben. Und das muss er auch, denn es gibt hier ständig etwas zu essen. Pro Nacht werden allein 5000 Croissants gebacken und 129 Köche sorgen für einen ständigen Flow an italienischen Köstlichkeiten. Die hauseigene Mozzarella Produktion ist ein beliebter Show-Stopper an Bord, aber auch Herzstück der italienischen Küche. Kapitän und Küchenchef sind stolze kleine Italiener, die fern der Heimat auf einem Riesenschiff ihre Kultur und ihr Können über die Meere tragen.

 

Auf dem Schiff begrüßt mich - wie an fast jeder italienischen Tankstelle – eine leckere „illy-Kaffeebar“. Ich stehe quasi auf einer Bühne, von der es sternenförmig auf die 14 verschiedenen Passagierdecks geht. Hier geht es zu, wie in einem Bienenkorb und langsam begreife ich, warum ich im Ankunftsterminal meinen Pass abgeben musste. Bei 1100 Besatzungsmitgliedern aus 43 Nationen und dem Mischmasch aus italienisch-indisch-englisch fühlt man sich schnell irgendwie staatenlos. Herrlich sich dieses Potpourri bei einer Portion Spaghetti Vongole vor Spitzbergen oder einem Fjord vorzustellen. Man würde denken, auf einem Schiff ist alles klein und beengt, nicht so auf der Costa Pacifica.  Bereits in der Eingangshalle mit Bar und Bühne schaut man bis fast in den Himmel und gläserner Fahrstühle mit Goldverzierung bringen die Ankömmlinge auf die verschiedenen Decks. Kurz schießt mir eine Szene aus dem „Fünften Element“ mit Bruce Willis und Milla Jovovich in den Kopf.  Im Film gibt es eine intergalaktische Kreuzfahrt genau wie im Film, werden die Gäste hier an Bord generalstabsmäßig von unzähligen Hostessen zu ihrer Bestimmung geleitet. Die 2006 erbaute Costa Pacifica hat mit Sience Fiction nicht viel am Hut. Eher könnte das Schiff als Kulisse für Filme wie „Fear and Loathing in Las Vegas“ oder „Hangover“ dienen, weil das Dekor opulent ist und viel Farbe zeigt, von Pink bis Signalrot ist alles dabei. Chandeliers und goldene Geländer, verziert mit Noten und Musikinstrumenten suggerieren mir: „Hier findet gleich eine große Party statt.“ Ein idealer Ort, seinen Junggesellen- oder Junggesellinnenabschied zu feiern. Wacht man nach durchfeierter Nacht auf einem der unzähligen Deckchairs auf, ist man wenigstens noch am selben Ort, egal auf welchen Ozean man sich gerade befindet.

Pretty in Pink: Chandeliers auf einen Kreuzfahrtdampfer!  Uups - soll das Kunst sein? Mucical Stimmung: Las Vegas lässt Grüßen - gleich kommen Fred Astaire und Ginger Rogers die Treppen runter.

Auf den Außendecks, die so strahlen, wie frisch geputzte Kühlschranktüren tummeln sich kaum Menschen. In dieser schwimmenden Kleinstadt falle ich kaum auf. Während ich über die Reling schaue, denke ich darüber nach, ob ich jemals eine Kreuzfahrt machen würde. Ich bin der Costa-Einladung zum eintägigen Ship Visit in Hamburg gefolgt, um eine Ahnung davon zu bekommen, warum dieses gigantomanische Seetreiben so beliebt ist. Die steigende Beliebtheit von Kreuzfahrten zeigen doch eine tiefe Sehnsucht sich auf einen „neutralen“ Ort zu begeben und mit etwa mit 21 Knoten (40 km/h) leise und friedlich durch die Meere zu schippern. Zeit und Raum spielen dann wohl keine Rolle mehr, nur die nächste Mahlzeit und die Auswahl des Entertainmentprogramms bestimmen den Tag. Gern wird in gemütlichen Runden zusammengesessen und über das Leben „da draußen an Land“ sinniert. Zu später Stunde und um ein paar Promille heiterer wird dann „Volare“ geschmettert und irgendwann geht’s dann auch mal in die Koje. Der Blick am Morgen übers Meer ist beruhigend und die Gewissheit nach einem geregelten Tagesablauf an Bord bedeutet für viele Passagiere Sicherheit und Geborgenheit.

Belcanto: Italienische Arien sind hoch im Kurs Buon Appetito! Ein Italienisches Schiff ohne gutes Essen undenkbar. Der perfekte Wellengang - M it Balenciaga über die Meere 

Wenn man will, kann man auch mal von Bord gehen und einen Ausflug machen, ob das nun Indien oder Spitzbergen ist, spielt dabei keine große Rolle, man bleibt ja auf der Costa Pacifica und damit stets in Italien. Bleibt noch die Frage zu beantworten, ob ich gleich buche und mitfahren möchte? Meine Zigeunerseele sagt sofort: ja. Über den barocken Italo-Chic könnte ich schnell hinwegsehen, denn als ich die Laufstrecke auf dem Oberdeck erspähte habe, fing mein Herz an zu klopfen. Denn das wäre schon mal was, auf so einem Vergnügungsdampfer herumzujoggen. Für den Anfang wäre mir das eine Nummer zu groß. Gern aber mal auf einem kleineren Schiff, wo es alles nur einmal gibt und ich den Duft der Südsee einatmen kann, morgens Papageien plaudern höre, anstelle meiner Nachbarn und ich viel und ausgiebig im Meer schwimmen dürfte – dann wäre ich so gern mit dabei!

Ein Bild ohne Hamburger Grau - Die Costa Pacifica im Hafen von Barcelona

Mehr über Costa Kreuzfahrten und der Costa Pacifica erfahrt ihr hier. Wer noch keinen Plan für den Sommer hat kann ja hier mal reinschauen


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