Schicke Frauenpower – Feminismus als neues „Must Have“

Auf allen Streetstyle- und Runways schreit es mir entgegen: „Support The Girls“, „I Want To Marry A Feminist“ oder „Believe in your Female Energie“. Rückblick Paris 2014: Flashmob auf dem Laufsteg, Wunderhübsche Frauen in Designerklamotten und ein Meer aus Plakaten: Chanel verwandelt den Grand Palais in eine feministische Bewegung. Damals hat mich das Thema noch erstaunt und ich habe mich gefragt: was das soll?

Zweieinhalb Jahre später wird Donald Trump Präsident und propagiert, dass man Frauen einfach so begrapschen kann! „Grap her by the pussy“ und der „Lockerroomtalk“ werden zu geflügelten Parolen der Trumpisten. Der Rest der Welt ist empört, Millionen Menschen gehen protestieren. Gegen Trump aber auch für die Rechte der Frauen.

Gibt es jetzt eine neue Feminismus-Bewegung? Meine Freundin Christine Kruttschnitt fragt sich, was damit gemeint ist und ist schon froh, wenn die Leute den alten kapieren. „We all should be feminists“ (2012) von Chimamanda Ngozi Adichie( feministische Schrifstellerin aus Nigeria) zum Beispiel sagt „my own definition of a feminist is a man or a woman who says, yes, there’s a problem with gender as it is today and we must fix it. We must do better. All of us, woman and men must do better.” „We all should be feminist“ ist wohl das berühmteste Motto - T-Shirt dieser Tage...natürlich auch, weil es bei Dior über den Laufsteg lief.

Es wird Zeit, dass der Begriff „Feminismus“ raus aus der „Emma-Ecke“ kommt. „Feminismus“ das klingt ungebumst, sehr ernsthaft und freudlos. Früher gab es das Klischee-Bild von einer Feministin mit Kurzhaarfrisur, die frei von Nagellack und Make up, unrasiert allem weltlich-weiblichen abschwört. Ich verstehe nicht, wodurch dieses Bild entstanden ist, dabei ging und geht es doch nur darum, dass alle gleich behandelt werden sollen.

Es liegt in der Luft: Feminismus ist voll im Trend – Das neue it-Accessoire ist der pinkfarbene Pussy – Hat (die dazugehörige Strickanleitung gibt’s im Internet). Als ich neulich eine Frau mit der pinken Kappe um die Alster joggen sah, dachte ich, wie cool! Und warum nicht Teil dieser neuen Bewegung sein und dabei auch noch gut aussehen. Bei Kera Till entdeckte ich einen Slogan, der es für mich auf den Punkt brachte: „Girls just wanna have fundamental Rights“ und sofort hatte ich den Song von Madonna „Girls just wanna have fun“  - der ewigen Revoluzzerin im Kopf und war wie elektrisiert. Ein Gefühl, eine Bewegung, eine Stimmung bekam für mich ein Beat.

Seitdem ich mich mit Mode beschäftige, kann Mode für mich alles sein. Sie spiegelt Gegenwart, Vergangenheit und kann einen Blick in die Zukunft werfen. Aber das Schönste an ihr ist: Du entscheidest, wer Du sein willst, welche Botschaft Du vermitteln willst. Wichtig ist doch das Gefühl beim Tragen so eines Motto-Shirts: Gibt es Dir vielleicht mehr Selbstbewusstsein, Energie oder Mut?

Die neuen Demo-Dresscodes (ob als Kappe, T-Shirt oder Sweater) schaffen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Natürlich können die ewigen Nörgler der Modeindustrie wieder einmal oberflächigen, krassen Kommerz vorwerfen. Aber: Ein gut vermarkteter Feminismus ist immer noch besser als gar keiner, oder? Ich finde, es gab schon blödere Sprüche als Konterfeil quer über den Busen! Mode sucht Message und Inhalte – Die Frauenzeitschrift Glamour widmet dem Thema fast eine ganze Ausgabe und ist überzeugt davon, dass das Jahrtausend der Frauen begonnen hat und laut „Global Gender Gap Report 2016“ sind es nur noch 185 Jahre, bis wir mit den Männern auf Augenhöhe ankommen. Vor allem in der Arbeitswelt liegt diese Lücke bei gleicher Arbeit-gleicher Lohn noch bei 21% - die berühmte gläserne Decke, die Frauen immer noch von der Chefetage trennt wird irgendwann einstürzen – da bin ich mir ganz sicher. Aufgeben gilt nicht – das ist nämlich so gar nicht feministisch.

 

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