Das Atelier namens Kinderstube - SoSUE Kollektion

Manche Dinge sind einem ja in die Wiege gelegt, bei mir war es wohl meine Affinität zu Klamotten. Und obwohl ich als Kind eher Tomboy war, mit kurzen Haaren und einem heißgeliebten hellbraunen Kord-Overall, liebte ich meine Barbies, vielmehr das Dressing für diese langbeinigen, steifen Puppen. Später dann in der Zeit der Monchichis war ich zwar handwerklich nicht sonderlich begabt (dafür bin ich leider viel zu ungeduldig), aber ich konnte meiner Omi schon ganz genaue Anweisungen geben, welches Outfit ich mir für welchen Affen genau vorstellte. Ich kreierte – sie nähte!

Das ging lange so weiter – allerdings mit Norweger oder anderen extravaganten Strickteilen. Jetzt nicht mehr für die Affen – sondern für mich. Bereitwillig nahm ich ihr Hausarbeiten ab, damit sie sich bloß wieder den Strick- oder Häkelarbeiten zuwenden konnte. Geradezu nebensächlich ist hier zu erwähnen, dass, wenn ich etwas unbedingt wollte, ich alles dafür tun konnte. Nun ist Wolfsburg nicht der modische Nabel der Welt, den habe ich mir aber durch Filme ins Haus geholt. Ein Kleid, wie Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany? Kein Problem. Ein alter Vorhang wurde schnell mal eben zweckentfremdet und um meine Schultern drapiert.

Mode, das Gefühl an Texturen, Materialien, Schnitte und Farben war einfach schon immer Teil meines Lebens. Lange habe ich mich nicht getraut das zu meinem Beruf zu machen, dabei soll man das machen, was leicht fällt, mühelos scheint und sich nicht nach Arbeit anfühlt! Und Manchmal braucht es eben auch Umwege um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Die Arbeit bei Closed und Linette hat mich wieder ganz nah an meine große Leidenschaft geführt. Stoffe, Design, Showräume, unzählige Kollektionen, fühlen, anprobieren, beraten und betrachten. Das Auseinandersetzen mit Trends, Strömungen, Vibes und ganz viel Second Hand; all das kam und kommt in der Summe zusammen – fügte sich wie ein Zahnrad ineinander und reifte in mir den Wunsch etwas Eigenes herzustellen.

Ich liebe Pullis und als eine Mitarbeiterin einmal zu mir sagte, „Wenn ich an Dich denke, sehe ich Dich immer mit einem Oversize Rolli mit Deinen Haaren darin verschwunden, als ob Du einen Anna Wintour Bob trägst“ Vielleicht erinnerte ich mich bei der Kreation meiner ersten kleinen Strickkollektion an diese Worte, weil ich in der Tat weiche Wolle und Pullis liebe. Schlicht sollten sie sein, nicht durch Muster oder Print auffallen, um alle Aufmerksamkeit auf die Trägerin zu lenken. Und: es musste natürlich ein Rolli dabei sein, oversize und in schönen Farben! Rot ist eine Power-Farbe und lag bereits in der Luft als die Trendfarbe 2016. Dunkelblau und Grau sind Gesetz wenn man ein echtes Nordlicht ist. Ich wollte, dass er vorn kürzer ist als hinten, wohl weil die Hosen wieder höher im Bund wandern, vielleicht aber einfach nur, weil es von der Seite diese schöne Silhouette gibt. Lässig aber nicht zeltartig, war mein Auftrag an mich selbst und in jedem Fall musste das Traumobjekt unter einem weitem Mantel passen, also kein zu weiter Arm. Mein italienischer Stricker liebt es kurze Ärmel zu machen und es war wirkliche Überzeugungsarbeit nötig, die Armlänge auf mitteleuropäisch zu trimmen. Das Bündchen sollte den Charme von etwas Selbstgestrickten haben und in der Mischung wollte ich gern Kaschmir mit Merino, damit er nicht pillt. Es ist aufregend etwas zu erschaffen, zu sehen, wie aus einer Idee etwas Konkretes zum Reinschlüpfen wird und es genauso aussieht wie in der Vorstellung. Am Schönsten aber ist es andere Frauen darin zu sehen, wie die Augen leuchten beim Anfassen und Tragen des Pullis; wie sich jemand ein klein wenig verknallt und man weiß, dass es vielleicht DER künftige Lieblingspullover wird! Ein Ort zum Wohnen und Überwintern. Das schönste Kompliment kam von meiner Tochter, die schon Monate quasi in den allerersten Musterteilen gelebt hat. Zu sehen, wie sehr sie die Pullis liebt, sie jeden Tag voller Stolz trägt und die Qualität sich bestätigt, hat mich sehr zuversichtlich gemacht.

Alles was ich künftig kreieren möchte, egal, ob ein ultraleichtes, fluffiges Sweatshirt oder die ultimativen 3 Kleider, die jede Frau im Schrank haben sollte, ist der Wahrheit geschuldet, dass es eine Frau nur schöner macht, wenn sie sich in den Sachen auch wirklich wohl fühlt. Das ein Pulli, ein Sweater oder ein Kleid ein Schutzschild sein kann oder freundliche Assistentin für das Selbstwertgefühl oder einfach nur, um einen anspruchsvollen Tag leichter durch zu stehen. Mode ist nicht nur Oberfläche – sie ist viel mehr als das, wenn man schafft, sie mit Leben zu füllen.

In der Beschäftigung damit, kann ich darin versinken; mich Schnitt, Form und Textur hingeben um dann Zeit und Raum zu vergessen. 

 

 


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